Neviges S.O.S. fährt den Betrieb wieder hoch

Neviges · . Nach dem Corona-Lockdown hat das S.O.S.-Team langsam seine Angebote wieder hochgefahren. „Das brauchte alles so seine Zeit, um die Schutzmaßnahmen umzusetzen, angefangen mit der Beschaffung von Desinfektionsmittel bis zur Einrichtung der Abstandsmaßnahmen“, berichtet Michael Adler von dem Neubeginn nach der völligen Schließung im März.

 S.O.S.-Team-Geschäftsführer Michael Adler und seine Mitarbeiter legen Wert darauf, dass nur sehr gut erhaltene Ware in die Regale gelangt.

S.O.S.-Team-Geschäftsführer Michael Adler und seine Mitarbeiter legen Wert darauf, dass nur sehr gut erhaltene Ware in die Regale gelangt.

Foto: Urlrich Bangert/Ulrich Bangert

Obwohl der Geschäftsführer sehr auf Kosten achtet, hat er die rund 1000 Euro bereitwillig investiert: „Gesundheit geht vor. Ich möchte unter allen Umständen die Mitarbeiter und Kunden vor Corona schützen – hier soll sich niemand infizieren.“

In den Wochen der eingestellten Geschäftstätigkeit musste Michael Adler, der auch Zweiter Vorsitzender des Vereins Sozial-Orientierter Service ist, unschöne Dinge erleben.

„Hier wurde sämtlicher Schrott vor dem geschlossenen Tor abgeladen. Da sind große Wagen gekommen, die Insassen haben heimlich Sachen rausgestellt. Andere haben die Säcke und Kartons durchwühlt und alles liegen lassen. Ich war im Büro und musste mir Beschimpfungen und Beleidigungen anhören, warum wir nicht geöffnet haben“, erinnert sich Adler. „Der Wertstoffhof war ja ebenfalls geschlossen. Nach dem Motto ,Ich räume auf und will die Sachen nicht mehr sehen – weg damit’ wurde hier so viel abgestellt, dass es sich nicht mehr stapeln ließ. Dann regnete es, und man konnte mit den Sachen nichts mehr anfangen.“ Also musste damit ein großer Abfallcontainer befüllt werden: „Da passte nix mehr hinein. Es gab anderseits viele, die anriefen und fragten, wann wir wieder Spenden annehmen“, sagt Adler, der sich bedankt, dass alle so lange gewartet haben.

Neben den festangestellten Mitarbeitern werden dem S.O.S.-Team durch das Jobcenter sogenannte AGH-Kräfte vermittelt, die fit für den Arbeitsmarkt gemacht werden. Dazu kommen Menschen, die nach einem Vergehen Sozialstunden ableisten müssen. „Hier können bis zu 40 Leute tätig sein.“ Zu tun gibt es reichlich: Das fängt damit an, dass die gespendeten Waren gesichtet und sortiert werden. „Alle Textilien werden von uns gewaschen, getrocknet, gebügelt und mit Preisen versehen. Es werden nur Sachen verkauft, die sehr gut erhalten sind. Man muss genau hinschauen, um zu sehen, dass die gebraucht sind.“

Das kann eine Kundin, die regelmäßig aus Langenberg kommt und ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, bestätigen. Dazu spricht sie die Warenpräsentation an: „Hier finde ich immer etwas. Es ist sehr übersichtlich und nicht ,körmelig’“. Nach und nach werden die Verkaufsräume so umgestaltet, das es nach Boutique und nicht nach Lager aussieht. Neben Mode für Damen und Herren gibt es Kinderkleidung ab Größe 110. „Wir richten uns auf Sommer und Winter ein, Badebekleidung gibt es das ganze Jahr über.“ In dem Gebrauchtwarenhaus, das für jeden offen ist, gibt es alles, außer Großmöbel und Lebensmittel. „Haben Sie auch Gartengeräte, wie Spaten oder so?“, möchte ein Kunde wissen. „Die sind noch nicht freigegeben, kommen Sie bitte am Montag wieder“, rät Adler.

Bevor etwas in den Verkauf geht, wird alles auf Funktionstüchtigkeit geprüft und wenn nötig repariert, so etwa die elektronischen Geräte. Die Fahrradwerkstatt rückt nur verkehrstüchtige Zweiräder mit überprüfter Herkunft heraus. Den Boom in diesem Bereich hat das S.O.S.-Team zu spüren bekommen. „Wir sind mit den Preisen raufgegangen. Hier wurden Räder gekauft, die später im Internet viel teurer angeboten wurden“, ärgert sich Adler über die Masche.

Leseratten finden rund 18 000 Bücher nach Themen geordnet. Die Titel sind im EDV-System vermerkt, die Mitarbeiter schauen nach, ob spezielle Wünsche erfüllt werden können. Da gilt auch für gut 6000 CDs und DVDs. Inzwischen merken die S.O.S-Mitarbeiter, dass immer mehr Nevigeser in die Verkaufsräume an der Bernsaustraße 4–6 kommen, weil vor Ort immer mehr Geschäfte geschlossen worden sind. Michael Adler sagt: „Vor allem Schreibwaren sind im Moment sehr gefragt.“

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