Sonntagsbraten war gestern

Peter Schmidt ist einer von zwei Metzgern, die sich in Neviges bis heute behaupten konnten.

Sonntagsbraten war gestern
Foto: Simone Bahrmann

Neviges. In den 60er Jahren gab es noch sieben Metzgereien in Neviges. Heute gehört Peter Schmidt mit seinem Betrieb in der Fußgängerzone zu den letzten Vertretern des traditionellen Handwerks in der City. Eine Alternative gibt es nur noch mit der Naturfleischerei Janutta. „Nachwuchssorgen sind bei vielen Metzgern der Grund dafür, dass der Betrieb nicht weitergeführt wird“, sagt Peter Schmidt. Oftmals treten die Jungen das Erbe der Eltern nicht mehr an und die Metzgerei stirbt. Nicht so bei Schmidt, der den Familienbetrieb seit 2001 in der dritten Generation weiterführt.

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von Neviges

Alles begann 1933 als die Großeltern Peter und Anna Küpper an der Straße Rommelssiepen, gleich um die Ecke, die Metzgerei von Hugo Kitz kauften. Damals wurde die erste Kühltheke eingebaut. 1969 übernahmen ihre Tochter Renate und deren Ehemann Georg den Betrieb, ehe Sohn Peter Schmidt schließlich an der Elberfelder Straße die moderne Ära einläutete.

Viel hat sich über die Jahre gewandelt. „Der klassische Sonntagsbraten, der früher für die ganze Familie eingekauft wurde, ist nicht mehr so gefragt“, weiß der 45-Jährige. „Viele haben Angst vor dem Aufwand.“ Schnell und einfach — da gehe der Trend hin. Hackfleisch für ein unkompliziertes Pfannengericht oder der Snack „für auf die Hand“ seien mittlerweile gefragt.

Gerne sieht sich Schmidt auch in anderen Theken um und lässt sich inspirieren. So gibt es mittlerweile auch exotischere Produkte wie Hirschsalami in der Auslage. Das neuste Experiment ist eine Eigenkreation: Whisky-Salami. „Das ist schon eine echte Männerwurst“, sagt der Metzger und lacht. Ein Bekannter habe ihn darauf gebracht. Eigentlich wollte er von Schmidt eine besonders scharfe Wurst bekommen — doch die Whiskyflasche in seiner Hand hatte den Metzger schließlich auf eine andere Idee gebracht.

„80 bis 90 Prozent meiner Kunden sind Stammkunden“, sagt Schmidt. Das bedeutet zwar, dass der Nevigeser Metzger viele treue Fans hat, zeigt im Umkehrschluss aber auch, dass die Laufkundschaft in Neviges immer weiter abnimmt. Schmidt schaut mit Bedenken die Elberfelder Straße hinunter: „Ich glaube, das Konzept hier hat sich überholt.“

Peter Schmidt zum Standort

Er leide besonders darunter, dass niemand vor seiner Tür parken kann. „Ich fände es gut, die Fußgängerzone wieder teilweise für Kurzparker zu öffnen“, sagt der Selbstständige. Aber er weiß auch: Viele Nevigeser sind strickt dagegen.

Er wartet auf einen Impuls für den Ortsteil. Der neue Brunnenplatz? „Da kommt doch kein Kunde, weil er sich den angucken möchte“, sagt Schmidt. Er findet: Die Stadt tut zu wenig für den Wallfahrtsort. „Wir sind hier irgendwie das ungeliebte Kind von Velbert“, sagt er.

Seit Anfang des Jahres gehört Peter Schmidt auch die Bäckerei in seinem Ladenlokal, die vorher extern betrieben wurde. Weil er keinen Leerstand im eigenen Geschäft haben wollte, hat er sich gezwungenermaßen erweitert. Vor 15 Jahren hatte er bereits einen Mittagstisch eingeführt, den besonders Senioren zu schätzen wissen, und ein weiterer Nebenzweig ist der Partyservice, den es seit 1993 als eigenständiges Unternehmen gibt.

Die Backwaren kommen aus Wuppertal, während die Fleischprodukte selbst gemacht sind. „Das Fleisch kommt aus der Region“, sagt Schmidt. Bis heute sei sich der Familienbetrieb, der sieben Mitarbeiter beschäftigt, treu geblieben: „Ich stelle nichts her, was ich nicht auch selber essen würde.“

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