So schmeckt der Frühling

Kaum lässt sich die Sonne blicken, herrscht Hochbetrieb beim Eiscafé San Remo.

Neviges. Dem kleinen, weißen Malteser-Hündchen im Einkaufskorb hängt die Zunge aus dem Mund. Es hechelt und bewegt den Kopf auf und ab. Sein Frauchen, das neben ihm sitzt streichelt immer wieder das Köpfchen. Für den Vierbeiner ist der Andrang der Menschen auf der Terrasse des Eisacafés San Remo aufregend. Alle elf Tische auf der Sonnenterrasse sind am Donnerstag voll. Die Nevigeser nutzen die Mittagszeit, um sich ein Eis, einen Cappuccino oder Kaffee zu gönnen. Und an diesem Tag machen sie das gerne. Denn die Sonne scheint nach langer Zeit mal wieder richtig und verwöhnt die Gäste mit Temperatren, die die 20 Grad-Marke ankratzen.

Für die Kellner bedeutet das in erster Linie Stress. Wie in einem Ameisenstaat laufen sie hin und her, nehmen Bestellungen auf, bringen den Gästen Eisbecher, Kaffee und andere Getränke und kassieren ab. Und immer wieder ist das italienische „prego“ zu hören, wenn sie sich um einen Gast gekümmert haben.

Und hektisch ist es für sie nicht nur auf der Sonnenterrasse. Im Laden selbst herrscht ebenso Trubel. Tassen klappern, Löffel klirren, die Kasse rattert und die Sahnemaschine ist in vollem Einsatz. Denn die Besucher sind gierrig nach Eis, besonders Spaghettieis ist beliebt.

So eins steht auch auf dem Tisch zweier Frauen. „Ich muss gleich noch in die Drogerie“, sagt die eine und fügt hinzu „Und hast Du das gehört mit Schlecker. Das ist ja traurig, dass da so viele Läden dicht machen.“ Die Bekannte nickt nur und nimmt einen Löffel Eis.

Derweil wird es immer ruhiger je mehr es auf 13 Uhr zugeht. Im Ladenlokal gibt es wieder Sitzplätze. Die Musik aus dem Radio ist zu hören, die die ganze Zeit gespielt hat, aber von dem Stimmenwirrwarr übertönt wurde. Und auch auf der Sonnenterrasse zahlen immer mehr Leute. Die, die allerdings noch bleiben, haben ihre Nasen gen Sonne nach oben gestreckt. Mit geschlossenen Augen genießen sie die Wärme des ersten Frühlingstags.

Besucher des Marktes kommen an der Terrasse vorbei und treffen Freunde. „Ne, was machst Du denn hier“, sagt eine Frau zu einer anderen, die sich einen Eiscafé bestellt hat. „Na, ich sitze hier und tue was für meine Figur“, entgegnet sie und lacht.

Mit einem Mal ist ein lautes Klirren zu hören. Ein älterer Herr hat ein Glas Wasser auf den Boden fallen lassen. Neben ihm steht eine Kellnerin, die gerade einen Eisbecher an diesen Tisch bringen wollte. Ein Mann an einem anderen Tisch ruft „Volltreffer“, zu der Bedienung. Doch die stellt gleich klar: „Ich war das nicht.“ Dann dreht sie sich um, lächelt dem älteren Herr zu und beruhigt ihn. „Das ist kein Problem, passiert jedem von uns einmal. Wir machen das gleich weg.“ Er setzt sich hin, lächelt ebenfalls und genießt die ersten Sonnenstrahlen des beginnenden Frühlings.

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