Sie vermittelt die Geschichte der Stadt

Die Stadtführerin Christa Hoffmann bringt den Teilnehmern ihrer Rundgänge die Vergangenheit von Wülfrath in kleinen Episoden näher. Sie versucht stets, einen historischen Bogen zu spannen.

Sie vermittelt die Geschichte der Stadt
Foto: Dietrich Janicki

Wülfrath. „Als ich in die Stadtverwaltung wechselte, war es eine meiner ersten Aufgaben, Stadtführungen zu entwickeln“, erinnert sich Andrea Gellert. Seit 2000 wird die Kulturamtschefin bei den Touren durch die Gemeinde von Christa Hoffmann unterstützt. Und beide sagen über ihre Aufgabe: „Bis auf Herzog Wilhelm hat es hier ja keine große Weltgeschichte gegeben. Aber historische Merkmale lassen sich anhand alltägliches Dinge rund um Leben und Bauten sehr wohl nachvollziehen. Das wollen wir erzählen.“

„So ein Rundgang soll Spaß machen“, sagt Christa Hoffmann. Das schönste Kompliment von Teilnehmern sei immer: „Wie? Ist die Stadtführung schon vorbei? Das ging aber schnell!“ Motto-Touren gibt es keine, „wir versuchen, einen historischen Bogen zu spannen“. Dafür ist der Start Am Diek, „der Keimzelle und dem Anfang“, wie Andrea Gellert ergänzt. „Was heute als Krapsteich sichtbar ist, war zur Zeit des Grafen von Limburg Sumpfgebiet“, erklärt Christa Hoffmann. Der übrigens kam gerne nach Wolverothe — um Steuern einzutreiben und im Waldgebiet jagen zu gehen. Grund zur Freude allerdings gab er nicht nur, ein gewisser Ritter zu Schönborn fackelte aus nicht überlieferten Gründen des Grafen Burg ab.

„Gut, es war wohl bloß ein Herrenhaus“, mutmaßt Christa Hoffmann. Wie fulminant auch immer das gräfliche Domizil war — bei den Ausschachtungsarbeiten zum Altenheim stieß man auf seine hölzernen Relikte. Der Krapsteich war neben der auf dem Kalkhügel erbauten Kirche Dreh- und Angelpunkt: Hier wurde Wäsche gewaschen und gebleicht, wo heute der Spielplatz ist, befand sich später eine Brauerei, und natürlich nutzten die Bürger das Wasser auch, um darin ein Bad zu nehmen. Um 1900 waren die Stadtväter dann der Meinung, die Stadt brauche ein Freibad. Von der Eröffnung anno 1910 präsentiert Christa Hoffmann gerne alte Fotos — die unter anderem drei Herren beim Badespaß zeigen.

Kein Stadtstreichergang ist wie der andere, sagt Christa Hoffmann. „Entweder es packt die Leute oder nicht.“ Bei Interesse wird intensiver über bestimmte Punkte erzählt, manches bleibt sonst nur kurz erwähnt. „Toll sind Gänge mit Geschichtsvereinen. Da kann ich selbst viel lernen.“ Die gebürtige Wuppertalerin kam einst der Liebe wegen nach Wülfrath. Irgendwann übernahm sie Moderationen im Heimatmuseum. Als das dann vor etwa zehn Jahren vor dem Aus stand, ging sie in den Förderverein. „So bin ich tief verwurzelt“, sagt sie über ihren Bezug zur Wahlheimat und deren Geschichte.

Ob aus Korb geflochtene Kiepe, ein wichtiges Utensil der Weber, oder Ledereimer, mit denen versucht wurde, die beiden großen Brände, die sich 1578 und exakt hundert Jahre später 1678 ereigneten, zu löschen — zu vielen Kleinigkeiten weiß Hoffmann Geschichten zu erzählen, hat Bilder oder historische Pläne parat. „Weltgeschichte wurde keine geschrieben. Zu erzählen gibt es vieles anderes.“ „Manchmal muss ich besonders viel reden, um abzulenken“, erwähnt sie mit kritischem blick auf etwas maue Ecken, die bei den Stadtführungen passiert werden.

Denn soll Reklame in eigener Sache gemacht werden, müssen die Fußgängerzone und der Kirchplatz, also der historische Kern, attraktiv, sprich: herausgeputzt sein. 16 Stadtführungen veranstalteten Andrea Gellert und Christa Hoffmann im vergangenen Jahr. „Das könnte erweitert werden. Schön wäre es, wenn es jüngere Mitstreiter gäbe.“ Für Familienfeste, Jubiläen oder auch Klassentreffen werden derlei Termine gerne gebucht. Aber auch Kinder werden bedacht. Für sie übrigens ist ein eigener Quizbogen entwickelt worden. „Wenn die lange zugehört haben, wollen sie sich bewegen.“

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