Schulschließung gegen den Elternwillen

Zu: Lohsiepen — Ein Wohngebiet wird geboren

Zu meiner Freude habe ich in der WZ gelesen, dass an der Hügelstraße das neue Wohngebiet Lohsiepen entstehen wird. Das ist in kürzester Zeit, neben der Bebauung des alten Jahnsportplatzes, bereits ein zweites Neubaugebiet. Da für beide Areale viele Neubürger aus Städten der Umgebung interessiert werden sollen, auch Familien mit Kindern, verstehe ich noch weniger als vorher, dass der Rat sich der Schließung der Heinrich-Kölver-Realschule nicht mit allen Mitteln widersetzt hat.

Weil viele Eltern die von der Landesregierung neu ins Leben gerufene Sekundarschule nicht wollen und ihre Kinder dort nicht anmeldeten, sondern an der Tönisheider Realschule, die sie kennen und schätzen, wurde dennoch deren Auslaufen verfügt. Da galt der Elternwille nicht mehr. Was haben Sie gegen diesen Beschluss unternommen, Herr Bürgermeister? Für alles, was diese Schule ihren Kindern bedeutet, haben die Eltern gekämpft, für etwas Gutes in der Gegenwart, nicht in einer erhofften Zukunft.

Der Erfolg einer Schule misst sich vor allem an guten Abschlüssen ihrer Schülerinnen und Schüler und am Schulklima. Haben Sie, Herr Lukrafka, wenigsten nachgefragt, warum diese Maßstäbe nicht mehr gelten? Im Interesse des Wohls der Bürger dieser Stadt hätten Sie viel stärker intervenieren sollen. Bis heute werde ich immer noch auf diese „ungeheure Tatsache“ angesprochen. Tenor: „Das ist doch unfassbar!“ Die HKS wird Velbert fehlen. Und unsere gewählten Vertreter haben weitgehend zugesehen.

Zur Zeit betrifft der politische Eifer die Grundschulen in Neviges und Tönisheide. Sie müssen nicht nur ihre zum Teil maroden Gebäude verlassen, sondern sollen gemeinsam unter einem Dach zusammenarbeiten. Das verursacht aber Reibereien, die Kraft kosten. Denn jede Schule arbeitet neben dem vorgegebenen Lehrplan auch nach einem eigenen Konzept. Viel Kraft brauchen die Grundschulen aber allein schon für die Integration der Flüchtlingskinder. Alle Schulen brauchen aber für ihre Arbeit, Ruhe, Bestimmtheit und einen langen Atem.

Nicht alle gemachten Fehler lassen sich wieder ausbügeln. Neviges und Tönisheide haben keine weiterführenden Schulen mehr; denn die Hauptschule steht ebenfalls leer. Viele Schüler reisen deshalb täglich in die Nachbarstädte, weil nicht alle Betroffenen die Schulen in Velbert-Mitte besuchen wollen.

Für die Zukunft wünsche ich Ihnen, Herr Lukrafka, mehr Sensibilität für schulische Belange und mehr Stehvermögen gegen „die da oben“. Das käme allen Bürgern zugute — auch den Neubürgern am Lohsiepen.

Waltraud Gömann

Velbert-Neviges

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