Schloss Hardenberg: Fledermäuse gefährden die Sanierung

Mit großer Mehrheit hat die Politik entschieden, dass die Wehrgänge am Schloss saniert werden. Eine kleine Fledermaus könnte das Projekt aber gefährden.

Neviges. Die Sanierung der Wehrgänge bekommt Priorität, die Arbeiten am Herrenhaus werden erst einmal zurückgestellt: In einer gemeinsamen Sondersitzung haben Bezirksausschuss, Sonderbauausschuss sowie Umwelt- und Planungsausschuss die neue Marschroute für das Ensemble Schloss Hardenberg festgelegt.

Der ambitionierte Zeitplan der Verwaltung enthält allerdings ein Fragezeichen: Sollten die Kasematten nicht nur Winterquartier, sondern im Sommer auch Kinderstube für geschützte Fledermäuse sein, könnte es, da der Artenschutz über dem Denkmalschutz steht, zu Verzögerungen, im ungünstigsten Fall sogar zum Aus für die Sanierung der Artilleriebewehrung kommen.

Die Hintergründe der Entscheidung sind seit Wochen Gesprächsthema. Nachdem die Landesregierung die Denkmalschutzmittel drastisch reduziert hat, ist die Finanzierung des mit 2,52 Millionen Euro veranschlagten dritten Bauabschnitts zur statisch-konstruktiven Sicherung des Herrenhauses nicht mehr gewährleistet — von weiteren Maßnahmen oder einer Nutzung gar nicht zu reden. Mit den zur Verfügung stehenden Fördermitteln könne man aber die von Burgenforscher Jürgen Zeune als Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung eingestufte Artillerieumwehrung zum Großteil sanieren und für Besucher öffnen. Die mittelalterlichen Anlagen könnten damit Aufmerksamkeit für das ganze Ensemble wecken, so die Überlegung. Kosten: etwa 1,65 Millionen Euro.

Für die Rettung der Wehrgänge gäbe es Rückendeckung von Fördermittelgeber und Denkmalbehörden über die Deutsche Burgenvereinigung bis zum Schlossförderverein, erklärte Projektmanager Björn Dröscher. Das Schloss würde einen ohnehin vorgesehenen Zwischenputz als Wetterschutz bekommen und als gesicherter und beheizter Rohbau auf finanziell bessere Zeiten warten müssen, was in jedem Fall auf Jahre unvermeidbar wäre. Durch eine Beleuchtung in den Abendstunden könnte das Erscheinungsbild verbessert werden.

Die Arbeiten an den Kasematten könnten hingegen im Sommer begonnen und im günstigsten Fall bis Ende 2015 abgeschlossen werden, meinte Dröscher. Ein Unsicherheitsfaktor ist indessen „Pipistrellus pipistrellus“, zu deutsch die Zwergfledermaus, die sich für den Winter tief ins Mauerwerk der nordöstlichen Wehrgänge einquartiert hat. Von Oktober bis März herrscht daher ein Betretungsverbot, das für den Fall, dass die Flieger auch ihre sogenannte Wochenstube in den Kasematten einrichten, ausgedehnt werden müsste. Im Sommer sollen entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden.

Die Entscheidung für die Wehrgänge fiel schließlich mit großer Mehrheit gegen die Stimmen von Velbert anders. Deren Vorsitzender August-Friedrich Tonscheid zweifelte am Erfolg der neuen Planung. So glaubt der Nevigeser nicht, dass die nun angesetzten 1,65 Millionen Euro ausreichen, nachdem die seinerzeit mit der Untersuchung beauftragte Architektin die Sanierung mit vier Millionen veranschlagt hatte: „Dann haben wir hier zwei Totgeburten statt einer“, so Tonscheid. Außerdem: „Was nutzen uns die Kasematten, wenn das Schloss daneben auf Jahre unbenutzbar herumsteht?“

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