Sanierte Kirche begeistert Gläubige

Gut eineinhalb Monate lang wurde der Innenraum des Tönisheider Gotteshauses saniert. 150 000 Euro kosteten die Arbeiten.

Sanierte Kirche begeistert Gläubige
Foto: U. Bangert

Tönisheide. Sechseinhalb Wochen mussten die Tönisheider ihre Gottesdienste im Gemeindehaus abhalten, weil das Innere der Kirche saniert wurde. Als sich am Samstag die Türe zum ersten Mal für die Gemeinde öffnete, gab es staunende Gesichter. Pfarrer Wolfhard Günther hielt mit seiner Begeisterung nicht hinter dem Berg: „Das ist richtig schön geworden. In Spanien hießen die Handwerker ,Artesanos’ — also Künstler, die waren hier am Werke.“ Um die Rippen des Gewölbes über der Apsis winden sich gelbe und grüne Blätter. „Die waren früher schon mal da, wir haben die wieder sichtbar gemacht“, so Maler Dominik Schiffers, der sich mit seinen Gesellen an die Vorgaben des Denkmalschutzes hielt.

Neben klassischen Mineralfarben kam eine alte Lasurtechnik zum Einsatz. Bevor die Maler die Pinsel schwingen ließen, packten sie die Orgel ein und entfernten die 26 Kirchenbänke. Holzplatten deckten den Boden ab, bevor Schlitze für neue Stromleitungen verlegt wurden, denn bei der Gelegenheit installierten die Handwerker auch neue Lampen und eine hochmoderne Beschallungsanlage. „Eigentlich wollte man nur die Kirche mal neu streichen“, erinnerte Baukirchmeister Stefan Kaczmarek an den Anfang einer sehr umfangreichen Sanierung. „2014 wurde die Kirche von außen überarbeitet, jetzt kam der Innenraum dran.“

Möglich wurde das durch Spenden. 150 Menschen spendeten Beträge von zehn bis 20 000 Euro, weiteres Geld kam vom Kirchenkreis Niederberg und der Bank für Diakonie. „Die Sanierung des Innerraums kostet 150 000 Euro“, sagte der Bauexperte der Gemeinde, auf den vor einer Woche eine faustdicke Überraschung zukam. „Die Glocke hängt nicht mehr sicher, der Turm muss saniert werden. Es besteht zwar keine Einsturzgefahr, aber wir mussten trotzdem schnell handeln. In Absprache mit dem Glockensachverständigen der Landeskirche wurde die Glocke demontiert und sicher eingelagert, denn Bronze ist ziemlich wertvoll.“

In den nächsten Tagen wird ein Gerüst aufgebaut, in drei Wochen soll die mehr als 200 Jahre alte Glocke wieder klingen. Rund 30 000 Euro wird das Ganze zwar kosten, Stefan Kaczmarek ist sich jedoch sicher, dass die nicht geplante Ausgabe finanziert werden kann.

Den Handwerkern der Innensanierung dankte er mit einem kleinen Geschenk, die Gemeinde sparte nicht mit Applaus. Die Kirchenbänke wurden überarbeitet, Schreinermeister Häger hatte ein neues Regal für die Gesangbücher und neue Sitzgelegenheiten für den Altarraum angefertigt. Überhaupt Kirchenbänke: „Dazu gibt es kaum was in der Fachliteratur“, hatte Wolfhard Günther herausgefunden, der sich in seiner Predigt mit Kirchenbänken beschäftigte. „Wahrscheinlich sind sie mit der Reformation üblich geworden, weil die Predigten da länger wurden. Sie dürfen nicht zu bequem sein, damit der Gottesdienstbesucher nicht einschläft. Im Sessel sitzt man auf jeden Fall bequemer.“

Nach der Andacht nahmen die Besucher dann die Gelegenheit wahr, sich die „neue“ Kirche genau anzuschauen. Dazu gab es Fotos, die den alten und neuen Zustand dokumentieren. Anschließend kamen Handwerker, Presbyter und Spender bei Brot und Wein ins Gespräch.

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