Wülfrath „Motive müssen mich berühren“

Wülfrath · Ruth Berendes-Luckau malt das, was ihr wichtig ist, akribisch genau, Nebensächlichkeiten etwas oberflächlicher – ab Freitag stellt sie in Velbert aus.

 Die Wülfratherin Ruth Berendes-Luckau mit einigen ihrer Werke.

Die Wülfratherin Ruth Berendes-Luckau mit einigen ihrer Werke.

Foto: Holger Bangert

Künstler treffen die Einschränkungen im Hinblick auf die Corona-Pandemie besonders hart, ihnen fehlt es seit Monaten an Ausstellungsmöglichkeiten und wer nicht gesehen wird, bekommt oft auch keine Aufträge. Die WZ gibt lokalen Künstlern mit der Serie „Kreatives Wülf­rath“ ein Forum. Heute setzen wir die Reihe mit Ruth Berendes-Luckau und ihren Gemälden fort.

Wann und wie wurde bei Ihnen das Interesse geweckt, künstlerisch aktiv zu werden?

Ruth Berendes-Luckau: Schon früh habe ich als Kind meinem Vater Albert interessiert zugeschaut, wenn er in seiner Freizeit malte. Er war ein Perfektionist und „kopierte“ Bilder von alten Meistern mit Ölfarben auf Leinwand. Allerdings unterzeichnete er sie mit dem eigenen Namen. Von ihm lernte ich viel über Licht und Schatten, Farbzusammenstellungen und Bildaufteilung. Da wir in einer Mietwohnung wohnten, wo er bei der Arbeit mit Ölfarben sehr vorsichtig sein musste, um nichts zu verschmutzen, fing ich an, verschiedene Motive mit Bleistift und Wasserfarben aus der Schule nachzumalen.

Gehören Sie einer Künstlergruppe, einem Verein an?

Berendes-Luckau: Nein

Wer sind Ihre künstlerischen Vorbilder? Wie verlief der künstlerische Werdegang?

Berendes-Luckau: Während meiner Schulzeit habe ich privat überwiegend Bleistiftzeichnungen angefertigt und meine Lieblingsschauspieler porträtiert. Nach dem Abitur habe ich die Lehrerausbildung begonnen und unter anderem natürlich das Fach Kunst belegt. Meine intensivste Erinnerung ist die Aussage meines Professors zu einer Bleistiftzeichnung von mir: „Wenn Sie das so genau haben wollen, warum hängen Sie dann nicht direkt das Foto auf und sparen sich die Zeichnung?“ Das war und ist für mich bis heute der Satz, der mein gesamtes künstlerisches Tun beeinflusst. Heute stelle ich mir bei jedem neuen Bild die Frage: Wie kann ich das ausgewählte Motiv so darstellen, dass die von mir empfundene Wirkung besonders hervortritt? Während meiner Tätigkeit als Grundschullehrerin habe ich mich zusammen mit den Kindern im Kunstunterricht mit vielen Künstlern und Techniken befasst. Das war nicht nur für die Kinder interessant und lehrreich. Besonders habe ich mich mit den Werken und dem Leben von Vincent van Gogh auseinandergesetzt. In dem Buch „Das gelbe Haus“ habe ich viele Tipps gefunden, die ich versucht habe, in meinen Bildern umzusetzen.

Was ist Ihre bevorzugte Technik, wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Berendes-Luckau: Da ich nun im Ruhestand bin, beschäftige ich mich unter anderem mehr mit der Malerei. Meine Ölbilder skizziere ich oft vorher mit Bleistift auf Papier, um Besonderheiten zu entdecken. Manchmal gestalte ich auch Federzeichnungen, vor allem im Winter, wenn das Licht nicht ausreicht. Mein Malstil ist von meiner Biografie geprägt. Was mir wichtig ist, male ich immer noch akribisch genau, Nebensächlichkeiten etwas oberflächlicher. Mein Vater meinte einmal, ich würde impressionistisch malen, aber ich bin mir da nicht so sicher. Ich experimentiere gern, besuche Kurse und Museen und bin immer noch auf der Suche nach der großen Welle. Mein Ziel ist es, Motive kreativer umzusetzen.

Wovon lassen Sie sich gerne inspirieren?

Berendes-Luckau: Meine Motive suche ich sehr emotional aus. Sie müssen mich berühren. Dabei ist es unwichtig, ob es Personen, Tiere oder Landschaften sind. Es sind Besonderheiten, die nur mich ansprechen. Daher kann ich auch sehr schlecht Auftragsarbeiten malen. Das gelingt mir nur selten zur Zufriedenheit der Auftraggeber.

Inwieweit beeinflusst die Corona-Pandemie Ihre Arbeit?

Berendes-Luckau: Ich habe mehr Zeit, mich mit der Malerei zu befassen. Zum Glück habe ich dieses Hobby und zum Glück kann ich jetzt in der Galerie von Günter Vollmer in Langenberg meine Bilder auch mal einer kleinen Öffentlichkeit zeigen. Das motoviert mich sehr.

Woran arbeiten sie gerade?

Berendes-Luckau: Galerrist Günter Vollmer meinte, ich solle mal ein Frühlingsbild malen. Bisher waren die Herbstbilder meine Favoriten. Also bin ich jetzt auf der Suche nach einem Frühlingsmotiv, das mich anspringt. Dabei habe ich festgestellt, dass ich noch nie den Frühling gemalt habe.

Wo entstehen Ihre Kunstwerke?

Berendes-Luckau: Meine Bilder male ich in meiner Wohnung. Das beinhaltet leider, dass auch Wohnungseinrichtungen mal einen blauen oder roten Fleck abbekommen, den ich nicht mehr wegkriege. Außerdem bin ich eingeschränkt in der Größe der Leinwände. Manchmal übermale ich alte Bilder, da hier nicht so viel gelagert werden kann.

Wann haben Sie das erste Mal ausgestellt?

Berendes-Luckau: Das erste und bisher einzige Mal habe ich im 2020 meine Bilder bei Günter Vollmer in Langenberg ausgestellt. An der Looker Straße 2 sind ab Freitag bis Ende Juni wieder Bilder von mir zu sehen, zumindest im Schaufenster. Da ich bis weit ins Jahr 2019 berufstätig war, hatte ich bislang auch keine Zeit, mich um dieses Hobby intensiver zu kümmern.

Könnte auch das „Wir“-Haus als Vereinshaus im ehemaligen VHS-Gebäude an der Wilhelmstraße Raum für eine Werkschau bieten? 

Berendes-Luckau: Das kenne ich noch nicht, bin aber für alles offen.

Wie empfinden Sie die Wertschätzung für Ihr künstlerisches Schaffen?

Berendes-Luckau: Da ich noch nicht viel in der Öffentlichkeit ausgestellt habe, kann ich das nicht beurteilen. Verwandte und Freunde sind an die Bilder gewöhnt. Manche finden sie gut, manche nicht. Häufig bekomme ich auch Überarbeitungstipps.

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