Neviges : Ein Leben für die Rumänienhilfe
Neviges. Monika Schlinghoff strickt, backt und sammelt für die Caritas in Satu Mare. Am 17. November werden wieder zwei Lastwagen mit Hilfsgütern beladen.
„Wenn man das Elend der Menschen in Rumänien sieht und wie wenig ihr Staat tut, um die größte Not zu lindern, dann muss man sich schon stark zurückhalten“, sagt Monika Schlinghoff. „In Deutschland gibt es auch Bedürftige, aber niemand muss hier Hunger leiden, in Satu Mare ist das anders“, verdeutlicht die 63-Jährige. Seit 22 Jahren organisiert sie in Neviges mit großem Erfolg Spenden für die Rumänienhilfe der Caritas Oldenburg-Rastede in dem Erzbistum im Nordwesten des südöstlichen EU-Landes. Davor hatte Sohn Lars als Grundschüler auf der Suche nach einem sozialen Projekt den Anstoß für das Engagement gegeben.
„Die Leute rufen schon an, um zu erfahren, wann es wieder losgeht“, sagt die Koordinatorin, da klingelt das Telefon wieder. Tatsächlich wird wieder am anderen Ende der Leitung nach dem Termin gefragt. Am Samstag, 17. November, sollen wieder zwei mit Hilfsgütern voll beladene 40-Tonner auf die Reise geschickt werden. Wer die Aktion unterstützen möchte, hat an der Donnenberger Straße 4-6 zwischen 9.30 und 12.30 Uhr die Gelegenheit dazu. Benötigt werden nicht nur Lebensmittel- und Kleiderspenden, sondern auch Menschen, die mit anpacken können oder auch nur als Einweiser aktiv werden. Sie können sich unter Telefon 02053/47 205 melden.
Was sie zu sehen bekam, hat sich in ihr Gedächtnis eingebrannt
Im Mai 2017 hatte Monika Schlinghoff das Hilfsgebiet an der Grenze zur Ukraine mit der Caritas bereist. Was sie in Satu Mare zu sehen bekam, hat sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. „Viele Menschen leben dort auf der Straße, auch Kinder, die von ihren Eltern zurückgelassen wurden, als sie eine Arbeitsstelle in einem andern EU-Land annehmen konnten. Selbst in den Umkleidekabinen des Stadions wird gehaust, ohne Heizung im Winter und ohne Türen“, berichtet die Nevigeserin.
Wer arbeitslos ist, erhalte nur neun Monate staatliche Hilfe, danach nichts mehr. Allein die Miete für eine Wohnung liege zwischen 150 und 200 Euro pro Monat. „Die meisten Rentner verfügen aber über weniger als 50 Euro im Monat. Kochen und heizen geht davon gar nicht“, erklärt Monika Schlinghoff. Nicht-staatliche Organisationen wie die Caritas würden vom rumänischen Staat „theoretisch“ mit 10 000 Euro pro Jahr gefördert.
Tatsächlich kämen die Mittel nicht immer an und wenn, sei das Geld nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn die Caritas unterhält in Satu Mare zwei Seniorenclubs, zwei Häuser für Straßenkinder, eine Poliklinik und ein Reha-Zentrum für behinderte Kinder, ermöglicht aber auch erwachsenen Schwerbehinderten über das Projekt „Homorod“ eine dreiwöchige Freizeit. „In der 90 000-Einwohner-Stadt gibt es 4000 Menschen, die einfach dahin vegetieren“, nennt Schlinghoff die aktuelle Zahl, die die Caritas ermnittelt hat. „Wir müssen dafür sorgen, dass diese Menschen dort bleiben“, erklärt die Nevigeserin, warum sie nicht nachlässt zu helfen. Dennoch hat sie den Eindruck, dass sich die Situation in Rumänien nicht verbessere, sondern weiter verschlechtere.