Neviges : Rollen, die die Welt bedeuten können
Neviges. Tipps und Kniffe zur richtigen Bedienung eines Rollators stießen im städtischen Familienzentrum Siepen auf offene Ohren. Die hochinteressante Veranstaltung hätte mehr Besucher verdient gehabt.
Lediglich ein halbes Dutzend Gäste konnte Mitarbeiterin Regine Reimann in den Räumen an der Schillerstraße begrüßen, die nicht nur jede Menge Informationen mitnahmen, sondern auch an verschiedenen Geräten den Umgang mit dem praktischen Alltagshelfer umfangreich testen konnten. Hans-Jürgen Malz ist aus Langenberg gekommen, um sich rund um das Thema zu informieren: „Das kommt doch irgendwann auf fast jeden alten Menschen zu“, meint der 78-Jährige. Zwei Unfälle haben seine Wirbelsäule schwer mitgenommen, der Stock wird absehbar nicht mehr reichen. Helga Grunewald ist dagegen schon über drei Jahre mit ihrem Rollator unterwegs: „Seither fühle ich mich wieder viel sicherer“, sagt die resolute 86-jährigen Siepenerin, kennt aber auch die Tücken, etwa beim Einsteigen in den Bus, oder bei Laub oder Schnee auf der Straße.
Verschiedene Untergründe simulieren realistische Barrieren
Der Umgang will indessen gelernt sein wie etwa Fahrradfahren: „Die meisten, die einen Rollator vom Arzt verordnet bekommen oder sich auf eigene Faust kaufen, ziehen einfach damit los, ohne jede Vorbereitung“, weiß Bettina Wolf, Mitarbeiterin der Verkehrswacht Bochum. Sie hat einen richtigen Rollator-Parcours aufgebaut, mit unterschiedlichen Untergründen, die Kunstrasen, Kopfsteinpflaster, Bordsteinkanten oder Gullideckel simulieren.
Vor dem Einsatz will allerdings erst das richtige Gerät für den individuellen Zweck gefunden werden: „Nutze ich es vor allem draußen oder vorwiegend in der Wohnung? Auf welchem Untergrund bin ich hauptsächlich unterwegs – glatter Asphalt oder Wald und Wiese? Muss ich viele Stufen und Treppen gehen?“ fragt Alexander Aspromonte. Der gelernte Orthopädie-Techniker des Sanitätshauses Szabo ist auch Medizinprodukteberate und stellt Rollatoren für verschiedene Anwendungsschwerpunkte vor. Reichen etwa im Haus kleine Kunststoffräder aus, können bei häufigem Outdoor-Einsatz große luftbereifte Räder sinnvoll sein. Wichtig sei auch, mit dem verschreibenden Arzt zu sprechen. Arthrose-Patienten hätten zum Beispiel oft Probleme mit der Bremse, hier böten sich Modelle mit sogenannter Schleppbremse an. Verschrieben werden meist Standardgeräte von rund zehn Kilo, solche aus Carbon oder Leichtmetall sind deutlich leichter.