Ratingen: Wie man früher höflich war

Kultur: Das Cromford Parkfest lockt am Samstag mit einem einzigartigem Charme und ungewöhnlichen Attraktionen: Eine Zeitreise in die bürgerliche Welt vor 200 Jahren.

Ratingen. Seite an Seite mit Anna Christina Brügelmann und ihrer Schwägerin Sophie im herrlichen Park lustwandeln und ein bisschen Konversation betreiben oder einfach in die bürgerliche Gesellschaft des ausgehenden 18.Jahrhunderts eintauchen. Auf diese Zeitreise können sich die Besucher des Cromford-Parkfestes begeben, das am Samstag im Park vor dem Herrenhaus veranstaltet wird. Wobei veranstaltet fast zu wenig sagt: Der Förderverein des Industriemuseums und Sponsoren zelebrieren dieses außergewöhnliche Fest geradezu. Immer ein neues Motto, immer neue Ideen und attraktive Szenarien, die zeigen, mit wie viel Herzblut die Veranstalter schon bei der Planung bei der Sache sind.

"Die öde Gegend wird zum Lustgarten" - unter diesem Motto verwandelt sich die Festwiese in einen Schauplatz mit einer einzigartig festlich-historischen Atmosphäre. Akteure zeigen die Lebensweise der Bürger vor 200Jahren, wobei Höflichkeitsformen besonders im Mittelpunkt stehen. Für einen eigenen Ausflug in jene Zeit bietet sich eine Flanierfahrt in der Kutsche oder das Lustwandeln im Park an.

Als Kontrast zum Leben der "feinen Herrschaften" zeigen Handwerker des freilichtmuseums Lindlar, wie vor zwei Jahrhunderten ein Fachwerkgiebel mit Lehm ausgefacht und Nägel geschmiedet wurden. Diese alten Techniken dürfen die Festbesucher auch selbst ausprobieren. Apropos Technik: High-Tech anno 1790 zeigt der Fabrikmeister der ersten Cromford-Fabrik und bringt dabei die nachgebauten historischen Spinn-Maschinen in Schwung. Für Schwung sorgen übrigens auch zwei Jazzbands, die mit Swing und Dixieland die Besucher unterhalten: nachmittags "Minor Swing" und am Abend vor der prächtigen Kulisse des Herrenhauses die "Woodhouse Jazzband".

Für die kleinen Besucher werden zahlreiche historische Kinderspiele angeboten, außerdem wird die hohe Kunst des Marionettentheaters mit mehreren Aufführungen gezeigt. Ganz anders zur Sache geht es am frühen Abend, wenn zwei feine Herren gegenseitig Satisfaktion fordern und wie im 18. Jahrhundert auf der Wiese mit einem Fechtkampf ihre Unstimmigkeiten im Duell aushandeln - die bürgerlich-höfliche Form der Prügelei, die nicht immer gut ausging.

Einen besonderen Höhepunkt hat sich der Förderverein für die weiblichen Besucher ausgedacht: einen Hutwettbewerb. Um daran teilzunehmen, sollten die Damen - wie bei Parkfesten damals üblich - nur gut behütet erscheinen Den vom Publikum gewählten Siegerinnen winken attraktive Preise. Zwei Modistinnen bieten dazu an ihren Ständen auch passende Kopfbedeckungen an.

Mit Einbruch der der Dämmerung gibt es eine "leuchtende Überraschung", bevor das Parkfest mit einem Feuerwerk über Herrenhaus ausklingt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort