Ratingen: Streit um Anglerboote

Der Angelverein will die Uferangelzone des Silbersees ausweiten. Der BUND ist strikt dagegen.

Ratingen. "Und vom Boot aus" - es sind nur diese vier Wörter, um die die Seeordnung für den Erholungspark Volkardey ergänzt werden soll.

Doch diese vier Wörter sorgen für einen heftigen Zwist zwischen den Parteien, die sich am Silbersee um das Wohl von Fauna und Flora kümmern sollen und wollen: die Angelfreunde Ratingen und der BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz).

Worum geht es? Es geht um die Hege und Pflege des Silbersees am südlichen Zipfel des Stadtgebietes. Anders als der Grünes See, der als Erholungsgewässer gilt, dient der Silbersee dem Biotop- und Artenschutz sowie - und das wissen die wenigsten - "der Natur gemäßen Fischerei".

Die Stadt Ratingen als Eigentümerin des gut 27 Hektar großen Silbersees ist laut Landesfischereigesetz dazu verpflichtet, einen der Größe und Art des Gewässers entsprechenden, artenreichen heimischen Fischbestand zu erhalten und zu hegen.

Die Hege und Fischerei wurde vor zwölf Jahren mit einem Pachtvertrag an die "Angelfreunde Ratingen" übertragen. Der Verein muss also dafür sorgen, dass sowohl die Fischarten als auch die Bestände ökologisch ausgewogen vorhanden sind. Die Seeordnung erlaubt das Angeln "nur zur Hege und nur vom Ufer aus".

Mit der Verlängerung des Fischereipachtvertrages haben die Angelfreunde jetzt beantragt, die Uferangelzonen auf die ganze Uferlinie auszudehnen - mit Ausnahme einer Schutzzone um die Vogelschutzinsel und das Pflegegebiet des BUND.

Außerdem soll das Angeln auch "vom Boot aus" erlaubt sein. Bootsangelfahrten auf dem Silbersee sind in der alten Seeordnung derzeit nicht gestattet. Geangelt werden darf nur im nördlichen Bereich des Sees - und nur zur Hege vom Ufer aus.

Aber das scheint nicht mehr zu funktionieren. Wegen dieser festgelegten Angelzonen konnte der Angelsportverein die zu betreuenden Fischbestände in großen Bereichen nicht mehr erreichen. Um die gesetzlich vorgeschriebene Hege des Silbersees durchführen zu können, müssten die Angelzonen deshalb ausgeweitet und auch Angelfahrten mit Booten erlaubt werden, so die Angler.

Der Fischereiberater des Kreises und die Biologische Station Haus Bürgel geben den Anglern Rückendeckung und sehen die Ausweitung der Zonen als "unbedingt erforderlich" an. Die Verwaltung will die Angelzone erweitern und auch Bootsangelfahrten in begrenztem Umfang erlauben: So sollen an zwölf Tagen im Jahr maximal fünf Boote zum Angeln auf den Silbersee gelassen werden, die aber Abstand zur sensiblen Zone rund um die Vogelschutzinsel halten müssen.

Das brachte jetzt aber den BUND auf den Plan. Im Umweltausschuss formulierte es der Vorsitzende Jürgen Lindemann dramatisch: "Jedes Boot auf dem Wasser wäre der Todesstoß für die dort lebende Vogelwelt." Der BUND hegt den Verdacht, dass die Angler ihr Revier ausweiten und den Landschaftsee zu einem Angelsee umwandeln wollen.

Unterstützung gab es von der Bürger-Union, die ein Rechtsgutachten forderte. Der Angelverein verwies auf seine gesetzliche Verpflichtung zur Hege des Fischbestandes. Das städtische Rechtsamt erstellt ein Gutachten, die Untere Fischereibehörde des Kreises wird eine Stellungnahme abgeben.

Fest steht allerdings, dass die Angler und der BUND sich die Aufgaben nicht teilen können. "Der Kreis als Aufsichtsbehörde ist in dieser Sache völlig wertfrei. Ein Blick ins Fischereigesetz reicht", sagte Kreissprecher Martin Kasprzik.

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