Ratingen: „Stadt braucht eine Duftnote“

Interview: Der neue City-Kauf-Vorsitzende Martin Gerhold spricht über seine Ideen für die Werbegemeinschaft und Perspektiven für die Ratinger Innenstadt.

Ratingen. Seit 1. April ist Martin Gerhold neuer Vorsitzender des City-Kauf, der Werbegemeinschaft der Ratinger Händler. Die WZ sprach mit ihm über seine Ideen, Ziele und Perspektiven für die Innenstadt.

War es eine spontane Entscheidung, das Amt des City-Kauf-Vorsitzenden zu übernehmen?

Gerhold: Im Oktober fanden erste Gespräche statt, im November fiel dann die Entscheidung, dass Achim Egenberger und ich als Führungsduo einsteigen werden.

Gab es Bedingungen für den Neustart?

Gerhold: Ja, den vollständigen Rückzug des bisherigen Vorsitzenden aus den laufenden Geschäften.

Warum?

Gerhold: Herr Zimmermann hinterlässt sehr große Fußstapfen und hat in den vergangenen drei Jahrzehnten als Vorsitzender sehr viel geleistet, was Respekt und Anerkennung verdient. Aber es gibt auch Dinge, die ich ganz anders machen möchte.

Zum Beispiel?

Gerhold: Mehr Transparenz, mehr Demokratie, mehr Offenheit, mehr Kommunikation. Ich denke, es hat seine Gründe, warum der City-Kauf zurzeit nur 54 Mitglieder hat.

Wie wollen Sie das ändern?

Gerhold: Wir sprechen mit allen Händlern und versuchen sie von den Vorteilen einer Mitarbeit zu überzeugen. Übrigens gibt es schon zehn neue Mitglieder.

Gemessen an der Zahl der Händler in Ratingen insgesamt, sind die City-Kauf-Mitglieder aber noch eine Minorität.

Gerhold: Jetzt ist der City-Kauf noch nicht repräsentativ genug. Schön wäre es, wenn wir 100 bis 120 Händler unter unserem Dach bündeln könnten. Gemeinsam ist man stärker. Die Dienstleister und Händler können ’was bewegen, wenn sie sich einig sind.

Wie kann sich der Ratinger Einzelhandel gegen die mächtige Konkurrenz in den umliegenden Großstädten behaupten?

Gerhold: Die Ratinger Innenstadt muss eine eigene Duftnote bekommen. Das Einkaufen hier soll ein Erlebnis sein. Deshalb müsste auch die Gastronomie mit eingebunden werden. Ich kenne keine Stadt in dieser Größenordnung, die eine so vielfältige und auch so gut funktionierende Gastronomie hat wie Ratingen. Mit diesem Pfund können wir auch Käufer aus dem Umland locken.

Wie beurteilen sie das Angebot in der Innenstadt?

Gerhold: Das wird oft schlechter geredet, als es in Wirklichkeit ist. Natürlich können wir nicht mit der Vielfalt in Düsseldorf oder Essen konkurrieren. Die Einzelhandelsfläche in Ratingen ist übrigens recht klein im Vergleich zur Größe der Stadt. Da haben Städte wie Bayreuth oder Bamberg wesentlich mehr. Aber wir haben auch etwas zu bieten. Es tut der City bestimmt gut, wenn jetzt H&M kommt. Das zieht dann auch junge Kundschaft an.

Es wird oft kritisiert, dass es zuviele Telefon- und Billigläden gibt in der City gibt.

Gerhold: Marktentwicklungen kann man nicht aufhalten. Außerdem zahlen diese Ketten auch die teuren Mieten, die sich kleine Händler nicht leisten können. Eine Tendenz im Einzelhandel, wird sich noch verschärfen: Der Discountbereich wird weiter wachsen, der Luxusbereich stabil bleiben, der Mittelbereich jedoch schrumpfen. Wichtig ist deshalb, dass eine so schöne Einkaufsstadt wie Ratingen ihre eigenen Stärken betont - trotz Discounter. Wie soll das gehen? Gerhold: Bewährtes fortsetzen, Neues einführen.

Was heißt das konkret?

Gerhold: Wir haben sehr gute Aktionen wie die Automeile, den Bauernmarkt und die großen Trödelmärkte. Wir planen jetzt so genannte Moonlight-Freitage, an denen man bis 22 Uhr einkaufen kann. Außerdem ist noch eine Top-Veranstaltung in Planung, über die ich noch nichts sagen möchte.

Arbeiten Sie mit dem Stadtmarketing zusammen?

Gerhold: Die Kooperation mit Herrn Rehmann ist sehr gut. Ich hoffe, dass er es schafft, die Veranstaltungen in Ratingen so zu koordinieren, dass es keine Terminüberschneidungen gibt.

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