Ratingen: Seepferdchenschnaps zum Dank

Das THW hilft nach dem schweren Erdbeben beim Wiederaufbau in China. Auch der Ortsverband Ratingen ist dabei.

Ratingen. Am beeindruckendsten war das Tempo, mit dem die Chinesen nach der Katastrophe mit dem Wiederaufbau begonnen haben.

Systematisch werden in der Provinz Sichuan die nun obdachlosen Menschen in Camps versorgt, beschädigte Häuser abgerissen, provisorische Unterbringungen gebaut und die allgemeine Versorgung wieder hergestellt.

"Da wird nicht erst ewig diskutiert, bis auch der Allerletzte noch seinen Senf dazugegeben hat, sondern da wird gehandelt", erzählt Alexander Kindler.

Kindler und Andre Stadtfeld gehören zum THW-Ortsverband Ratingen und sind Experten für Trinkwasseraufbereitung. In der vergangenen Woche kehrte Kindler aus dem Katastrophengebiet zurück, Stadtfeld bereits eine Woche früher.

Ihr Einsatzgebiet lag in Dujiangyan, einer Großstadt, die etwa 660000 Einwohner hat und in der Provinz Sichuan liegt. Dort versorgten sie rund 12000 Menschen in drei Camps.

Sie selbst lebten in einem Basiscamp für Helfer, schliefen auf Feldbetten und arbeiteten zehn bis zwölf Stunden lang.

"Wir mussten immer Erkundungen in die Umgebung unternehmen, um die besten Standorte für unsere Anlagen zu finden", erklärt Kindler. Da kam es natürlich auch zu vielen Kontakten mit den Einheimischen.

"Die Leute waren so freundlich zu uns und haben sich so gefreut, dass wir da waren, um ihnen zu helfen", erinnert sich Andre Stadtfeld.

Und so wurden die Helfer oft eingeladen, "da konnte man natürlich nicht nein sagen, dass wäre ja unhöflich gewesen", fügt Kindler hinzu.

Da war zum Beispiel der Bauer, der in einem Zelt neben seinem zerstörten Haus wohnte und ihnen zum Dank einen Schnaps anbot. "Also haben wir das getrunken, ich hab nur gedacht: da ist so viel Alkohol drin, das desinfiziert", schmunzelt Kindler.

Der Dolmetscher grinste derweil nur vor sich hin. Als schließlich alle getrunken hatten, rührte er mit der Kelle in dem Schnaps herum. So lange, bis er ein großes Seepferdchen auf der Kelle liegen hatte.

"Daraufhin haben wir das Camp dort Camp Seepferdchen getauft", lächelt Stadtfeld.

Solche Anekdoten gibt es viele, so wurden die deutschen Helfer am ersten Abend, den sie noch in einem Hotel verbrachten, von einem Nachbeben der Stärke 6,7 aufgeschreckt.

"Ich lag auf dem Bett und dann ging es los", erzählt Andre Stadtfeld. "Natürlich hab ich da Angst bekommen." Alexander Kindler stand derweil unter der Dusche und bekam von dem Beben überhaupt nichts mit.

Am schlimmsten waren für die beiden jedoch die Mückenstiche, die es in dem 35 Grad heißen und mit 85 Prozent sehr schwülen Wetter massenweise gab.

Für die Ratinger Helfer war China jeweils der zweite Einsatz in einem Katastrophengebiet. Kindler war nach dem Tsunami in Indonesien, Stadtfeld nach einem Erdbeben in Bam im Iran.

"Doch unser Einsatz in China war ganz anders", sind sich die beiden einig. Vor allem, weil China kein Entwicklungsland sei. "Und auch, weil wir erst drei Wochen nach dem Erdbeben dort waren", so Kindler.

"Um es ganz krass auszudrücken: die erste Zeit mit den Leichen und den Verletzten haben wir überhaupt nicht mehr mitbekommen."

Bei ihnen ging es um die Zukunft und den Wiederaufbau, und der ging rasend schnell. "In den vier Wochen, in denen wir da waren, haben die zwei Etagen für das neue Krankenhaus gebaut."

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