Ratingen: Präzedenzfall Kindergarten St. Josef

Wie es mit dem Kindergarten St. Josef weiter geht, hängt von vielen Faktoren ab. Besonders davon, wie viel die Kirche künftig beitragen wird.

Ratingen. Bei allem Trubel um den Kindergarten in Eggerscheidt könnte ein anderer Schauplatz in den Hintergrund rücken - das jedenfalls fürchten die Eltern des Kindergartens St. Josef in Eckamp.

Seit sich die Kirche nämlich aus dessen Finanzierung weitgehend zurückgezogen und der Stadt die Kosten überlassen hat, ist die Zukunft der zwei Gruppen ungewiss. 2011 läuft der Sonderzuschuss durch die Stadt aus, und ab morgen wird verhandelt, wie es danach weiter gehen soll.

Mit 500 Unterschriften hat die Nachbarschaft des Kindergartens schon den bedingungslosen Erhalt des Kindergartens am Volkardeyer Weg gefordert. Doch ein derart pauschales Bekenntnis wird es von der Stadt wohl nicht geben.

Nichts scheint derzeit ausgeschlossen: dass die Kirche wieder einen regulären Eigenanteil übernimmt, dass ein neuer Träger gesucht wird, und auch nicht die Schließung. Nur "verträglich" soll die Lösung für Eltern und Kinder sein, das ist aus dem Rathaus zu hören.

"Wir beobachten die demografische Entwicklung sehr genau", erklärt Jugenddezernent Rolf Steuwe, räumt aber ein: "Wir betrachten jugendplanerisch einen größeren Raum - und im Plangebiet West gibt es Überkapazitäten."

Nur eines scheint also sicher: So wie es derzeit läuft, geht es nicht weiter. Das hieße nämlich, dass die Kirche im Kindergarten das Sagen hat, die Rechnung aber das Land und die Stadt zahlen. Es gibt sogar eine Regelung, dass selbst das Risiko von "Dach und Fach" auf der Stadt lastet. Wenn also ein größerer Schaden am Gebäude eintritt, müsste sie ebenfalls einspringen.

"Den Status Quo würde die Kirche natürlich gerne zementieren. Die Stadt hat aber kein Interesse daran, da einen Präzedenzfall zu schaffen", erklärt Jugendamtsleiterin Christa Seher-Schneid.

Gleichzeitig ist die Verwaltung aber auch auf Kindergarten-Kapazitäten angewiesen. Wie große genau, lässt sich schwer sagen. Bis 2013 ist auf jeden Fall der Rechtsanspruch für die Betreuung von Unter-Dreijährigen zu erfüllen. Und die sind besonders raum- und betreuungsintensiv.

Die Eltern versuchen derweil weiter, politischen Druck aufzubauen. Besonders eifrig setzt sich der CDU-Ratsherr Sebastian Wladarz ein. "Ich habe einen klaren Auftrag von den Eltern, hier tätig zu werden", sagt er.

In einem Antrag fordert er jetzt, die nächste Sitzung des Jugendhilfeausschusses in den Räumen des Kindergartens anzusiedeln und die Thematik explizit zu beraten. Bei dieser Gelegenheit sollen auch gleich der Kirchenvorstand und die Bauverwaltung eingeladen werden. Denn: "Die Kommunikation mit dem Kirchenvorstand war zuletzt nicht so gut."

Auch die SPD hat sich längst positioniert: Ungeachtet ihrer Forderung nach einem Kindergartenbau am Felderhof, solle Eckamp erhalten bleiben. Fraktionschef Christian Wiglow: "Die SPD ist für den Erhalt der kirchlichen Kindertagesstätten. Der Kindergarten St. Josef ist unverzichtbar."

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