Ratingen: Pispers entlarvt die Meinungsmache

Politkabarett: Der Ex-Lehrer liebt es bissig und trifft den Zahn der Zeit.

Ratingen. Dieser schlurfige Gang, diese beruhigende, sonore Stimme und der leicht zottelige Vollbart: Genau so stellt man sich den typischen Sozialpädagogen vor, und ganz falsch liegt man damit nicht. Volker Pispers ist gelernter Lehrer für Englisch und katholische Religionslehre, geht diesem Beruf aber schon lange nicht mehr nach. Vermutlich zum Leidwesen seiner Schüler, aber zur Freude aller Liebhaber von intelligentem, bissigem Politkabarett. Und davon gibt es auch in Ratingen jede Menge. Sein Gastspiel im Stadttheater war schon Wochen im Voraus ausverkauft.

Das Programm "Bis Neulich" entwickelte der Kabarettist eigentlich als Best-Of zu seinem 20-jährigen Bühnenjubiläum, doch das ist auch schon wieder sieben Jahre her. Seither mischt er aktuelle Texte mit Material aus seinem Fundus, aktualisiert hier ein bisschen, stellt da Parallelen her und freut sich diebisch, wenn eine Pointe auch nach 20 Jahren ins Schwarze trifft.

Pispers hat seinen ganz eigenen Humor kultiviert, ganz selten nur gibt es bei ihm gewollte Gags und Pointen. Lieber entlarvt er verlogene Meinungsmache, festgefahrene Klischees und kleingeistiges Vorteilsdenken. Die Mehrheit der Deutschen will Umfragen zufolge Steuersenkungen? Dumm nur, dass die Mehrheit dadurch gar nicht entlastet wird. "Steuersenkungen kommen nur denen zugute, die viel Steuern zahlen also nicht den ,Bild’-Lesern, sondern nur den ,Bild’-Machern", argumentierte er ebenso süffisant.

Dass die Steuergelder aber auch dringend gebraucht werden, steht auf einem anderen Blatt: "Ohne Subventionen hätten Sie an der Kasse 50 Euro mehr hinlegen müssen." Und auch der öffentliche Nahverkehr ist auf Steuern angewiesen: "Beim letzten Streik der Verkehrsbetriebe hat Berlin eine Million Euro Betriebskosten gespart. Berlin könnte schuldenfrei sein, wenn die lang genug gestreikt hätten."

In dem Stil ging es weiter, quer gegen alle politischen Richtungen und Korrektheiten. Klar, dass es zur Wirtschaftskrise auch eine Meinung gab: "Immer hört man, die Deutschen leben über ihre Verhältnisse. Aber das sind gar nicht alle. Die Manager leben über unsere Verhältnisse", schimpfte er und setzte noch eins drauf: "Ich gebe zu, das ist billiger Populismus, das grenzt schon an gesunden Menschenverstand."

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