Ratingen: Personalbestand wächst mäßig

Haushalt: Leistet sich das Rathaus zu viele Bedienstete? Der Vorwurf, es gebe eine Luxus-Verwaltung, ist beliebt, lässt sich so aber kaum halten.

Ratingen. Die aktuelle Debatte um den städtischen Haushalt hat die Personalpolitik im Rathaus wieder in den Fokus gerückt: Wie viel zusätzliches Personal braucht die Verwaltung, welche Aufgaben soll sie noch übernehmen? An der Frage scheiden sich die Geister. Sind zweieinhalb Stellen zur Umsetzung des Dormagener Modells wirklich notwendig, oder reichen nicht auch anderthalb? Braucht das Museum unbedingt eine Leitungskraft, nachdem es doch jahrelang auch ohne ging? Ist für Sozialarbeit an den Schulen nicht eigentlich das Land zuständig?

Christian Roß, Leiter des Personalamtes, mischt sich in das politische Gerangel nicht ein, die Ergebnisse interessieren ihn dafür umso mehr, muss er die Beschlüsse doch möglichst effektiv umsetzen. Bisher sei das gut gelungen, findet der Amtsleiter und kann das auch mit Zahlen untermauern: Die Personalausgaben stagnieren seit Jahren. Dass die Zahl der Mitarbeiter allmählich wächst - in diesem Jahr werden es voraussichtlich 1138 sein - hat verschiedene Gründe.

Zu den großen Posten zählen die Kindergärten, die vermehrt aus kirchlicher Trägerschaft an die Stadt übergeben werden. Das verursacht zwar kaum Zusatzkosten, treibt aber den Personalstand in die Höhe. Auch die Offenen Ganztagsschulen sind in Ratingen vergleichsweise weit entwickelt. Das kostet nicht nur in Form von Umbauten, sondern auch personell. Allein vier weitere Stellen wurden zuletzt im Hochbauamt geschaffen, um die Sanierungs- und Bauarbeiten der Stadt betreuen zu können.

Neu eingestellt wurde dafür aber niemand. "Die Stellen haben wir durch organisatorische Änderungen im Haus besetzt", sagt Roß und tritt damit Kritikern entgegen, die eine zu großzügige Personalpolitik monieren. Genauso sei es mit der juristischen Beratung für den Bürgermeister. Die Stelle gab es schon immer, so Roß, sie ist nur inzwischen dem Büro des Bürgermeisters statt der Rechtsabteilung zugeordnet.

104 neue Stellen wurden im vergangenen Jahr in der Verwaltung geschaffen, doch es mussten nur 61 Menschen dafür eingestellt werden. 43 konnten durch Umstrukturierungen besetzt werden, etwa, indem kein Leiter für das EDV-Amt mehr bestellt wurde, oder die Stellen im Medienzentrum, dem Museum, einem Hort oder dem Baubetriebshof wegfielen.

"Jede freie Stelle wird bei uns erst einmal durch die Orga-Abteilung geprüft, ob sie nicht vielleicht eingespart werden kann", erklärt Roß. Damit erfüllt die Verwaltung übrigens das, was der Bund der Steuerzahler seit langem vergeblich von vielen Kommunen fordert. Die Organisation - sonst nicht für leichtfertiges Behörden-Lob bekannt - gibt der Ratinger Stadtverwaltung durchaus gute Noten. 25 Prozent des Haushaltes, so lautet die Faustregel der Verwaltungs-Experten, sind für Personalausgaben angemessen. In Ratingen sind es gerade mal 20,5 Prozent. "Das gefällt uns schon ganz gut, genauso wie die moderaten Hebesätze", sagt Eberhard Kanski vom Steuerzahler-Landesverband.

In diesem Jahr wird der Personaletat dann aber doch einen Sprung machen: Um etwa 1,6 Millionen Euro, so schätzt Roß. Das meiste davon durch den überraschend hohen Tarifabschluss. Aber auch Programme, wie die Reinigungsinitiative für West kosten Geld, oder eben das Dormagener Modell und - nach der Ratssitzung steht es fest - vielleicht auch die Museumsleitung.

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