Ratingen: Leerstände nehmen weiter zu

Allein auf der Lintorfer Straße warten vier Geschäfte auf neue Mieter – zum Teil schon lange.

Ratingen. Sie wirken wie schwarze Löcher, die die gute Einkaufslaune der Passanten aufsaugen: Die leeren Schaufenster mit den Schildern "Ladenlokal zu vermieten" oder "frei". Auf der Lintorfer Straße sind die Leerstände mittlerweile unübersehbar: Auf wenigen Metern sind gleich vier Häuser ohne Mieter und Angebote: die Häuser Nummer 7, 11, 19 und 21 fallen nur durch ihre dunklen Schaufensterhöhlen auf.

Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus Nummer 19/21 aus dem 18. Jahrhundert steht schon geraume Zeit leer. Dort hatte das Stadtmarketing versucht, das Haus dennoch mit Leben zu füllen, indem es die Räume vorübergehend Künstlern für Ausstellungen zur Verfügung stellte. Das kleine Ladenlokal in Haus Nummer 11 ist seit Ende Dezember ohne Mieter.

Und neuerdings ist auch das große Geschäft in Nummer 7 aufgelöst. "Das ist schlecht fürs Image der ganzen Straße, wenn so viele Geschäfte leer stehen", ärgert sich ein Ladenbesitzer in der Nachbarschaft. Nach Informationen unserer Zeitung soll dort aber in absehbarer Zeit ein Geschäft für hochwertige Damenkleidung eröffnen.

"Die Lintorfer Straße läuft insgesamt nicht so gut wie die Ober-straße", weiß auch Reiner Heinz von der städtischen Wirtschaftsförderung. Dabei gebe es dafür keine besonders triftigen Gründe: "Wir haben gute und hochwertige Geschäfte, ein schönes Ambiente und eine angenehme Atmosphäre."

Dennoch gelte die Lintorfer Straße wie auch die Bechemer und die Düsseldorfer Straße als so genannte 1B-Lagen. Nur die Oberstraße zwischen Marktplatz und H&M zähle als 1A-Lage. Und die würde nachgefragt.

Ob Filialisten, Inhaber geführte Geschäfte - Interessenten laufen Reiner Heinz das Büro ein, der aber in diesem Bereich keine Angebote machen kann. "Wir stehen mit Maklern in Kontakt und versuchen, auch die anderen Lagen ins Gespräch zu bringen." Für Büroflächen und Hallen gebe es eine Immobilienbörse auf der städtischen Internetseite, nicht aber für Ladenlokale.

Der Wirtschaftsförderer sieht die Leerstände auf der Lintorfer Straße noch gelassen. "Die Ratinger Innenstadt ist nach wie vor interessant und die Stadt selbst wegen ihrer Kaufkraft attraktiv." Für ihn sei die Aufteilung in 1A- und 1B-Lagen wenig sinnvoll. "Eigentlich ist die ganze Innenstadt eine Toplage - kurze Wege, hochwertige Ausstattung, kleinteilige Gestaltung."

Die Geschäftswelt stützt sich dagegen auf Besucherfrequenzen - wo zu welcher Zeit wie viele Menschen vorbei kommen - und teilt dann nach A- oder B-Lagen ein. Die Erfahrung zeigt aber auch, dass ein Käufermagnet wie H&M am Ende der Oberstraße aus einer weniger attraktiven Lage eine Topadresse machen kann.

Laden-Vermieter Gregor Faßbender nimmt den Leerstand seiner Fläche an der Lintorfer Straße ebenfalls entspannt. Es gebe einige interessante Anfragen, aber noch sei nichts entschieden. "Einen solchen Glücksfall, dass man 38 Jahre lang den gleichen und zudem äußerst zuverlässigen Mieter hat, wird es wohl nicht mehr geben."

Bevor er aber vermiete und nach ein paar Monaten wegen Insolvenz des Betreibers das Lokal wieder anbieten muss, lasse er es lieber ein paar Tage länger leer stehen. Faßbender hätte auch nichts gegen einen Billigladen. "In den USA sind diese One-Dollar-Shops gang und gäbe, das ist eben so."

Allerdings habe er auch seine Umgebung im Blick. "Ich will für die City niemanden, den ich nicht auch in meiner Nachbarschaft haben möchte." An der Miete würde es nicht liegen. Knapp 1000 Euro für 55 Quadratmeter seien absolut üblich für diese Lage.

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