Ratingen: Gut genährt ist halb gewonnen

Ohne Ehrenamtliche läuft nichts – ein Blick hinter die Kulissen des Meetings.

Ratingen. "Der junge Mann aus Kuba ist einfach unglaublich", schwärmt TV Ratingens Geschäftsführerin Marion Weißhoff-Günther nach dem Auftakt des 13. Mehrkampf-Meetings im Ratinger Stadion. Jordani Garcia heißt der Kubaner, der gerade den 100-Meter-Sprint souverän in 10,68 Sekunden gewonnen hat.

Eigentlich hätte der 21-jährige Athlet in Ratingen nicht starten können, denn der kubanische Verband war der Meinung, dass der Wettkampf in Ratingen erst zwei Tage später stattfindet. Deshalb verspätete sich seine Ausreisegenehmigung - und Garcia ist erst am Freitagabend um 23.30 Uhr im Relexa-Hotel angekommen.

Trotz aller Strapazen durch Schlafmangel und Jetlag ist er am Samstag beim 100-Meter-Start um 10.30 Uhr putzmunter. Und strahlt dabei stets eine ansteckende Fröhlichkeit aus.

Etwas introvertiert wird der Achte der Weltmeisterschaft von 2007 nur, wenn er sich zwischen den einzelnen Wettkämpfen mental auf seinen Auftritt vorbereitet. So ähnlich halten es auch die übrigen Zehnkämpfer und Siebenkämpferinnen.

Zeit für Langeweile bleibt kaum. Und wenn doch mal etwas Zeit ist, dann trifft man sich im Athleten-Zelt, wo der Haus-Koch der deutschen Mehrkampf-Athleten, Patrick Maier, spezielle, auf den Sportler abgestimmte Speisen vorbereitet hat. "Das hier ist für die Sportler wie eine Oase. Hier können sie in Ruhe entspannen und die bisherigen Ergebnisse mit Trainern und Konkurrenten besprechen", erklärt Maier.

Kohlenhydratreiche Nahrung, nämlich Nudeln mit brauner Soße und Hackbällchen, stehen am Samstag auf der Speisekarte. Am Sonntag werden Hähnchenbrustfilet mit Reis und Gemüse serviert. Natürlich gibt es dazu immer viele Variationen von Müsli mit Joghurt und Obst sowie leichte Salate.

Dass sich niemand von den Aktiven an den Grillständen eine Currywurst mit Pommes holt, versteht sich von selbst. Norman Müller, einer der Kandidaten für das WM-Ticket nach Berlin, beschränkt sich auf Nudeln pur - ohne Soße. "Wenn ich gehaltvoller esse, dann bin ich nicht mehr so richtig fit für den Wettkampf", sagt Müller.

Auch für das Nachwuchstalent Sebastian Engel ist eine Curry-Wurst kein Thema. "Das geht gerade vor dem Hochsprung nicht. Da warte ich lieber bis zum Abendessen im Hotel", erklärt der 18-Jährige von Bayer Dormagen.

Auch Stefan Drews (Bayer Leverkusen) prüft kritisch das kulinarische Angebot, sieht sich genau die Müslis an, sagt: "Dann nehme ich doch lieber meinen eigenen Müsli-Riegel", und verschwindet zu seinem Physiotherapeuten ins Massage-Zelt. Trainer und Funktionäre lassen es sich ebenfalls im Athleten-Zelt hinter der Tribüne schmecken, wie zum Beispiel Bayer Leverkusens Trainer Axel Berndt: "Ich esse sportlich gesund, auch deshalb, weil man als Trainer ja ein Vorbild sein muss."

Und als der erste Wettkampftag sich gegen 18 Uhr dem Ende zuneigt, bekommt Martin Zietz so richtig Arbeit. Er ist nämlich einer der fünf ehrenamtlichen Fahrer, die die Athleten ins nahe gelegene Innenstadt-Hotel Relexa kutschieren. Und am nächsten Morgen steht er wieder parat, um die Mehrkämpfer ins Stadion zu bringen. "Ich freue mich, dass keiner in irgendeiner Form zickig oder schlecht gelaunt ist. Auch die Stars nicht. Alle sind immer gut drauf", berichtet der ehrenamtliche Helfer des TV Ratingen.

Die gute Stimmung hat sich irgendwie auch aufs Publikum übertragen, das trotz der zahlreichen Ausfälle die Tribüne schon am frühen Samstagmorgen unerwartet gut gefüllt hat.

Dadurch fühlen sich auch die Aktiven sehr wohl im Ratinger Stadion. Das merkt man besonders Jennifer Oeser an. Die 28-jährige Siebenkämpferin hat man selten so emotionsgeladen jubeln sehen wie in dem Moment, als sie doch noch die 1,81 Meter im Hochsprung geschafft hat. Für Bundestrainer Claus Marek ist das normal: "Was heißt hier, es fehlen die Stars. Wir sind doch hier und bringen genauso gute Leistungen."

Marion Weißhoff-Günther sieht das ähnlich: "Für mich ist die gute Publikumresonanz der Beweis, dass es den Zuschauern nicht nur auf einzelne Personen ankommt, sondern auf das Event an sich."

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