Ratingen: Einmal König von Ratingen

Wie sich die Ratinger ihre Stadt wünschen. Und was sie tun würden, wenn sie es könnten.

Ratingen. "Das alles und noch viel mehr, würd’ ich machen, wenn ich König von Deutschland wär’!"

Die Allmachtsphantasien, die Rio Reiser vor einigen Jahren als Ohrwurm trällerte, haben sicherlich den einen oder anderen auch schon mal zum Grübeln gebracht. Was wäre, wenn...

Was würden die Ratinger machen, wenn sie für einen Tag König oder Königin der Dumeklemmerstadt wären? Wo drücken die Schuhe, wo fehlt es, was müsste geändert, was endlich umgesetzt werden. Diejenigen, die die Geschicke der Stadt lenken, die sagen und bestimmen, wo es lang geht, die die Weichen für die Zukunft stellen, sollten durchaus einmal mit diesen Fragen auf die Straße gehen und den Bürgern ihr Ohr leihen.

Wir haben’s getan und gefragt: "Was würden Sie tun, wenn Sie König von Ratingen wären?" Die Antworten sind erheiternd, aber lassen auch tief blicken. Denn sie zeigen klar und unverstellt, was die Menschen auf der Straße bewegt, was die sich wünschen.

"Wenn ich Königin von Ratingen wäre, würde ich erst einmal viele neue Geschäfte hier in die Innenstadt anlocken", sagt Kristina Geldermann. Welche Geschäfte? "Alle, die es in Hilden auch gibt - Boutiquen zum Beispiel. Dort kann man echt besser einkaufen", stellt die 30-Jährige der Einkaufsstadt Ratingen kein gutes Zeugnis aus.

"König von Ratingen? Hm, das ist schwer. Ich würde das Rathaus stehen lassen", antwortet Alexander Strecker-Geldermann (30) nach kurzem Nachdenken. "Warum? Die Art und Weise, wie das mit den Bürgerentscheiden gelaufen ist, finde ich nicht in Ordnung. Die Leute haben doch klar gesagt, was sie wollen. Als König würde ich das respektieren", gibt er sich weniger monarchisch als vielmehr demokratisch.

"Ich würde mir eine Königin suchen!" Tim Holzhausers (30) Wünsche sind weniger stadtbezogen als persönlicher Art.

Konkrete Projekte hat dagegen Frank Bartsch im Sinn. "Das Rathaus bleibt stehen. Dann würde ich mehr Sportplätze und Turnhallen bauen lassen, auch noch ein paar Tennisplätze. Außerdem würde ich mehr für die Jugend tun: Ein Jugendzentrum, die Manege, reicht für Lintorf und Umgebung nicht aus. Da muss es mehr geben." Trotz der Defizite würde er die Ratspolitiker in ihren Ämtern lassen. "Man muss auch verzeihen können. Wir machen ja schließlich alle mal Fehler."

"Als Königin von Ratingen würde ich das Angebot für Jugendliche verbessern, damit die abends auch was unternehmen können. Eine Disko, spezielle Kneipen für junge Leute und so." Die 20-jährige Veronique Nivelle weiß offenbar, wovon sie spricht. Ein neues Rathaus würde sie bauen lassen, allerdings an alter Stelle, und das Kino vergrößern. "Das hat so viel Charme!" Und noch etwas: Die Stadt sollte eigenen Strom herstellen, um unabhängig von den Konzernen zu sein.

"Ratingen muss wieder eine Attraktion werden. Die Stadt muss wieder ein Anziehungspunkt sein." Annelie und Dieter Böcker wissen genau, was sie als Regenten der Dumeklemmerstadt machen würden. "Die ganzen Ramsch- und Schnäppchenläden müssten raus, dafür ein hochwertigeres Sortiment in unsere wunderschöne Innenstadt rein. Ein Schaufensterbummel muss wieder Spaß machen - wie früher."

"Gute Bekleidungsgeschäfte" würde auch Markus Lumer (46) der Stadt verordnen. Das alte Rathaus bliebe stehen, bekäme aber eine neue Fassade verpasst. Außerdem hätte die Stadt einen ganz anderen Weihnachtsmarkt verdient, bei dem auch die heimischen Vereine einbezogen würden. Als König würde Lumer außerdem hochklassige Eishockeyspieler verpflichten, damit die Aliens endlich einmal in der obersten Liga spielen könnten.

Als Monarch für einen Tag liegt auch Arnold Rosenbaum das Thema Rathaus am Herzen: "Ich würde es auf dem Geländer der Feuerwache an der Lintorfer Straße bauen, das ist Platz genug", findet der 78-Jährige. Das Parkhaus Kirchgasse wäre ebenfalls schnell durch ein Einkaufscenter ersetzt, die Stadthalle restauriert und "die eine oder andere Bausünde wieder gutgemacht."

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