Ratingen: Ein Mann mit Wander-Gen

Seit 1973 lebt Horst Fiedler in Ratingen. Der Fußgänger aus Leidenschaft kennt jeden Fleck.

Ratingen. "Die Wasserburg, die Anger, der Park - besser geht es nicht", sagt der Ratinger Horst Fiedler (73). Zwar ist er in Düsseldorf geboren, doch wohnt er seit 1973 in Ratingen und hat die Stadt am Rande der Landeshauptstadt lieb gewonnen. Dass er so gerne in der Dumeklemmerstadt wohnt, hat mit dem SGV, dem Sauerländischen Gebirgsverein, zu tun. Ihm gehört er seit elf Jahren an, er ist Wanderwart, hat die Organisation des Vereins übernommen, ist für Öffentlichkeitsarbeit und den Internetauftritt verantwortlich.

"Ich bin nicht mit dem Wander-Gen geboren", sagt Fiedler. Er sei vielmehr durch seine Frau Edith in den Verein gekommen. Damals war er Geschäftsführer einer mittelständigen Firma, hatte jede Menge Stress und bemerkte, wie sehr ihn die Wanderungen entspannten. Seine Frau hatte ihm dazu geraten. Und er ist dem Wandern treu geblieben.

"Ratingen wird von einem 65 Kilometer langen Waldgürtel umschlossen", sagt er. "Der Wald hier ist die gute Stube Ratingens." Kyrill hatte auch in Ratingen große Schäden verursacht, doch wird der Wald aufgeforstet. "Er wird wieder attraktiv", sagt Fiedler.

Im Poensgen-Park ist er am liebsten. "Der liegt vor meiner Haustür, er ist das wertvollste Kleinod für Ratingen." Die Ratinger wüssten den Poensgen-Park zu schätzen, am Wochenende kämen viele Besucher.

Horst Fiedler durchschreitet den Park, macht auf die Bäume aufmerksam: Hier steht eine Sumpfzypresse, dort ein Mammutbaum, eine Hängesilberlinde aus Südost-Asien schließt sich an. Die Bäume sind beschildert. Auch die Wege sind markiert. So führt die A 11, wie an den Baumstämmen abzulesen ist, mitten durch den Poensgen-Park. "Es ist Recht und Pflicht für den SGV die Wege zu markieren. Das macht unser Wegewart Manfred Breker."

"Wandern hält fit", sagt Fiedler. Der älteste Wanderführer in Ratingen ist der ehemalige Hochschullehrer Reinhard Feuerstein (76). "Der kann die Natur wunderbar erklären. Seine Wanderführungen sind sehr beliebt", so Fiedler. Allerdings habe Ratingen auch viele Vorzüge - bis ins hohe Alter. Zudem machten die vielen Einkehrmöglichkeiten die Wanderungen stets attraktiv.

Als Fiedler vor 30 Jahren von Düsseldorf in die Dumeklemmerstadt zog, kannte er Ratingen schon. "Das viele Grün und der Wald haben mir immer gefallen. Ratingen ist nicht so hektisch wie Düsseldorf." Alles sei überschaubar, für Unterhaltung gesorgt, die Gastronomie sehr gut, beim Chinesen essen Horst und Edith Fiedler gern. "Wir haben hier viele Geschäfte, nicht alle Fachgeschäfte, aber das Angebot ist in Ordnung", sagt Fiedler.

Mit Bus und Bahn seien die Ausgangspunkte zu den Wanderungen, sofern sie nicht in Ratingen beginnen, gut erreichbar. Sicher gäbe es manches zu verbessern. Da ist das Stadttheater, in dem die Akustik nicht mehr so stimmt. Im Cromford-Museum wird gerne geheiratet, doch das Café dort könnte besser eingebunden werden. Die Brautleute wären darüber sicher froh, und auch die Wanderer würden sich über noch mehr Komfort und Auswahl im Café sehr freuen. Doch was soll es? Ratingen ist auch so lebenswert.

Es gibt neben dem Wandern viele Sportmöglichkeiten, Gymnastik, Nordic-Walking, Wassergymnastik. Doch der Wald mit seinen um die 150 Jahre alten, über 30 Meter hohen Bäumen, Buchen, Rotbuchen und Eichen hat es ihm angetan. "Ein schöner Mischwald", sagt Fiedler.

Er geht fast täglich wandern, der SGV bietet alle Möglichkeiten von Halbtags- und Ganztagswanderungen bis zu Wochenwanderungen. "25 Kilometer wandern wir dann am Tfgag, an der Ostsee, in den Bergen. Danach weiß man, was man getan hat. Da bin ich immer froh, wieder in Ratingen zu sein."

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