Ratingen: Die Partnerin ist eine Göttin

Tango fuego: Das Profi-Paar Miriam Kündig und Daniel Ferro entführte das Publikum im Stadttheater ins ferne Argentinien.

Ratingen. Nach der Show ist vor der Show. Den Wahrheitsgehalt dieser Aussage erfuhren Miriam Kündig und Daniel Ferro am Samstagabend anlässlich der "Tango Fuego"-Aufführung im Stadttheater. Kaum hatte das umjubelte Tanzpaar seine letzten atemberaubenden Schrittkombinationen gezeigt, gaben die beiden Schweizer im Foyer Tanzschulunterricht. "Was? Da stehen noch zwei Männer ohne Frau im Arm?", forderte Tango-Experte Ferro auch die Leute zum Mitmachen auf, die offensichtlich nur als Zaungäste zuschauen wollten.

Zum Warmwerden bewegten sich seine Eleven paarweise im Kreis, was eher wie Schränke schieben aussah als an Tango Argentino erinnerte. "Sie ist eine Göttin", erklärte Daniel Ferro die Einstellung, die Männer beim Tanzen zu ihrer Partnerin haben sollten. Und: "Tango ist Erotik - da müssen wir noch dran arbeiten." Die Paare, die sich alle Mühe gaben, Anmut, Eleganz und Schrittsicherheit der Vortänzer zu imitieren, kamen allerdings nicht im Entferntesten an den Stil der grazilen Tanzprofis heran. "Spaß hat es aber trotzdem gemacht", befand Marie-Christine Klug, der ihr lachsfarbenes Kostüm nach eigenem Bekunden nicht die rechte Beinfreiheit ließ.

Spaß hatte auch vorher das knapp zweistündige Programm gemacht, wie Martina Halmen und Andreas Mechow befanden. "Es war eine nette Präsentation dessen, was alles Tango ist."

"Es ist ein Experiment", hatte Inge Röhnelt vom Kulturamt vor der Aufführung gesagt. "Wir würden uns freuen, wenn sich die Tango-Szene auch bei uns etablierte." "La Salida", zu deutsch "Der Aufbruch", hieß das Eröffnungsstück, das Komponist und Pianist Detlef Strüwe, Sebastian Reimann an der Geige, Kontrabassist Fritz Roppel und Bandoneónspieler Sergio Fabian Carbone zu Gehör brachten.

Zu "Tango Ciudad", dem zweiten Lied, kamen dann Miriam Kündig und Daniel Ferro auf die Bühne und zogen mit ihren wieselflink und präzise ausgeführten Schrittkombinationen die Zuschauer in ihren Bann. Tangos, Milongas, Canjengues und Candombes - all das wechselte in der Show miteinander ab.

Neben Eigenkompositionen Detlef Strüwes wurden auch Klassiker aus der goldenen Ära gespielt, bei denen Werke Astor Piazzollas nicht fehlen durften. Zwar kam nie ein Hinterhof-Feeling à la Buenos Aires auf, dazu war das Spiel aller Beteiligten - Valeria Risi intonierte wundervoll die gefühlvollen Balladen - zu abgezirkelt und perfekt. Ein kurzweiliger und abwechslungsreicher Abend, der die Facetten des Tangos zu vermitteln wusste, war es allemal.

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