Ratingen: Die Moschee steht jedem offen

Ratingens Moschee ist fast fertig. Der islamische Verein will in Zukunft viel für gute Nachbarschaft und die eigene Integration tun.

Ratingen. Das Haus ist noch eingerüstet. Aber die Arbeiten liegen in den letzten Zügen. In zwei Wochen will der Türkisch-Islamische Kulturverein seine neue Moschee einweihen. Dazu will er die Nachbarschaft am Westbahnhof einladen.

Denn mit dem ansehnlichen Gebäude verbindet der Vorstand des Vereins ein für ihn bedeutendes Ziel. Es geht um Öffnung, es geht darum, sich den Ratingern zu präsentieren und sie einzuladen. "Wir wollen, dass möglichst viele den Islam kennen lernen", sagt der 1. Vorsitzende Abdullah Aydin.

Die Zeit für dieses Angebot ist günstiger denn je. In Düsseldorf wird derzeit Islamisten der Prozess gemacht, die nach eigenen Angaben "ganz Deutschland in die Luft sprengen" wollten. Solche Irren machen den islamischen Kulturvereinen überall in Deutschland das Leben schwer. "Da sind immer noch sehr viele Vorurteile unterwegs. Und wenn so etwas passiert wie jetzt mit diesen Attentätern, dann wird es nicht leichter", sagt Aydins Stellvertreter Özkan Yaruz.

Für den 32 Jahre alten Türken ist die Moschee in Ratingen deshalb umso wichtiger. "Man darf nie alle über einen Kamm scheren", sagt er und wirbt darum, dass möglichst viele Nichtmoslems künftig den Weg an den Westbahnhof finden. Zwar habe er gerade in Ratingen bisher nicht beobachten können, dass Moslems besonders kritisch beäugt würden.

Aber in der Mitte der Gemeinschaft sind sie auch noch nicht angekommen. Das soll sich mit Hilfe der Moschee ändern. "Wir wollen, dass Ratingen und die Ratinger uns als ganz normalen Teil der Gesellschaft wahrnehmen."

Für dieses Ziel funkt der Türkisch-Islamische Kulturverein in diesen Tagen auf allen Frequenzen. Dem Nachbarschaftsfest ab dem 20. Mai soll im Sommer eine noch größere Eröffnungsfeier folgen. "Aber die Moschee ist auch sonst immer offen. Wer herkommt, dem zeigen wir sie gern", sagt Yaruz.

Die Mitglieder des Vereins sind stolz auf das, was der Düsseldorfer Architekt Enver Ünal aus dem schmucklosen Kasten im Mischgebiet gemacht hat. Die vorgebauten Betonbögen, die silber glänzende Kuppel, das Minarett - endlich sieht die Moschee so aus, wie ein islamisches Gebetshaus auszusehen hat.

Und auch das Innenleben stimmt. Im Erdgeschoss hat die Hausaufgabenhilfe ihren Platz, die von der Stadt Ratingen finanziell gefördert wird. Im Obergeschoss finden sich neben dem großen Gebetssaal Räume, in denen Kurse gegeben werden sollen.

Die richten sich vor allem an Frauen und haben in erster Linie das Ziel, eine große Barriere abzubauen. "Hier wird Deutschunterricht gegeben", sagt Yaruz. Dafür suche der Verein noch Lehrer.

Er wird sie finden, darin ist sich der Vorstand sicher. Der Verein und seine Mitglieder sind es offenbar gewöhnt, Hürden zu nehmen. Die rund 700 000 Euro Umbaukosten finanziert er nur zu einem geringen Teil über ein Darlehen. "Wir haben viele Spenden bekommen", erklärt Abdullah Aydin.

Das ist allerdings auch notwendig, weil es im Islam nichts gibt, was der Kirchensteuer entspräche. Der Türkisch-Islamische Kulturverein bekommt Mitgliedsbeiträge, aber die auch nur auf freiwilliger Basis.

Umso dringender ist der Verein auf Hilfe angewiesen. Für die Seminarräume etwa braucht er Möbelspenden wie Tische, Stühle, Schränke oder Regale. Dafür ist nun kein Geld mehr da. Wer den Ratinger Moslems helfen will, kann sich an den Türkisch-Islamischen Kulturverein wenden.

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