Ratingen: Die Krise trifft auch die Tiere

Viele Pfleglinge, wenige Spenden – die Tierhilfe Ratingen hat gleich auf zwei Seiten zu kämpfen.

Ratingen. Aristo, der neunjährige Münsterländer mit dem braunweiß gescheckten Fell ist schon der achte Hund, der in dieser Woche bei der Tierhilfe in Ratingen abgegeben wurde. Tobias Thiele, der Vereinsvorsitzende, weiß nicht mehr wohin mit den Vierbeinern. Alle Pflegestellen in der Stadt sind schon überlaufen.

Die Wirtschaftskrise macht sich nicht nur bei den Menschen bemerkbar, sondern trifft jetzt auch die Tiere. Viele Haushalte können sich das Tierfutter nicht mehr leisten oder haben keine Zeit mehr neben der Arbeit. In solchen Fällen ist die Tierhilfe die einzige Anlaufstelle in der Umgebung.

Doch momentan sieht es für den Verein nicht rosig aus. Die Spendenbereitschaft hat deutlich abgenommen. 15 Prozent weniger Spenden hat der Verein 2008 im Vergleich zum Vorjahr erhalten. "Das Geld reicht bei weitem nicht mehr aus, um die jährlichen Kosten von rund 50 000 Euro zu decken", erklärt Thiele. "Wir sind auf jede finanzielle Hilfe angewiesen."

Die Hälfte des Geldes wird für die medizinische Versorgung gebraucht. "Oft werden Hunde oder Katzen abgegeben, die krank, nicht geimpft oder entwurmt sind. Bevor wir jedoch ein Tier weiter vermitteln können, müssen diese medizinischen Notwendigkeiten erfüllt sein", sagt Thiele.

Auch die wild lebenden Katzen machen dem Verein zu schaffen. Damit die Population nicht ins Unendliche anwächst, fängt der Verein die Tiere ein und kastriert sie. "Das alles kostet Geld. Wir arbeiten zwar mit einigen Tierärzten zusammen, die uns sehr entgegenkommen, doch bei so vielen Tieren kommt einfach eine beträchtliche Summe zusammen", sagt Thiele.

Da der Verein nicht über ein eigenes Tierheim verfügt, ist er auf die Hilfe von Privatpersonen angewiesen, die die Tiere so lange bei sich aufnehmen, bis ein neues Zuhause für sie gefunden ist. Diese vorübergehenden Quartiere nennen sich Pflegestellen. Sie sind über das ganze Stadtgebiet verteilt.

Natürlich kostet auch dieses Modell etwas: Manchmal übernehmen die Tierfreunde zwar Futterkosten, doch die Fahrten zum Tierarzt muss dann doch der Verein tragen. Auch Futterspenden müssen erst einmal abgeholt, gelagert und verteilt werden.

Trotzdem machen die Futterkosten noch 25 Prozent der Ausgaben aus. "Manchmal braucht eine Katze aus medizinischen Gründen ein Spezialfutter, oder sozial schwächere Menschen müssen bei der Versorgung und der medizinischen Betreuung von ihren Tieren unterstützt werden", begründet Thiele.

Aufwand ist auch die Vermittlung: Damit die Bürger von entlaufenen Hunden erfahren oder wissen, welche Tiere eine Bleibe suchen, werden Flyer gedruckt und in der Stadt verteilt. Wer ein Tier bei sich aufnehmen will, muss erst einmal Besuch von der Tierhilfe in Kauf nehmen. Die nimmt alle neuen Tierhalter erst einmal unter die Lupe.

Die Ansprechpartner der Tierhilfe sind rund um die Uhr in Einsatz. "Wir haben keine Geschäftstelle, also geben wir meist unsere privaten Kontakte an. Dann kann es auch mal passieren, dass sich Leute um 24 Uhr noch melden", sagt Thiele. Doch er trägt’s gelassen: "Das gehört wohl dazu."

Mit der Geldnot kam der Verein zuletzt aber nicht mehr klar. Die Tierhilfe hat Unterstützung bei der Bürger-Union gesucht - und gefunden. Diese stellte am Dienstag im Rat den Antrag, die finanzielle Lücke mit 10 000 Euro zu schließen.

Immerhin: 9000 Euro sind es dann mit den Stimmen der CDU und FDP geworden. Ein einmaliger Zuschuss, mit dem die Tierfreunde erst einmal durchatmen können. So wird sich auch das Problem der acht Neuankömmlinge lösen.

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