Ratingen: Die Angst vor dunklen Ecken

Nach dem brutalen Überfall in Lintorf werden Forderungen nach mehr Polizeipräsenz und einer Beleuchtung in Parks laut.

Ratingen. Nach dem brutalen Überfall auf ein junges Pärchen in der Nacht zum Sonntag in dem Park Am Weiher ist die Diskussion über die Sicherheit im öffentlichen Raum wieder aufgeflammt.

Wie berichtet waren die beiden jungen Leute kurz vor Mitternacht von zwei Jugendlichen in dem Park angegriffen worden. Die Täter, die schnell gefasst werden konnten, hatten ohne Vorwarnung auf den 17-jährigen Matthias Rosnik eingeprügelt und -getreten.

Rosnik, der erst vor drei Wochen Kronprinz der Lintorfer Schützen wurde, erlitt dabei schwerste Verletzungen, seine Begleiterin (16) wurde ausgeraubt, blieb aber unverletzt.

Diese ungewöhnlich brutale Attacke löste bei vielen Menschen Sorge und Ängste aus und ließ den Ruf nach Maßnahmen wieder laut werden. Zumal bei vielen der Eindruck entsteht, dass sich derartige brutale Überfälle offenbar häufen.

Dieser Anschein trügt, stellt Hardo Müller, Leiter des Kriminalkommissariates, fest. Im vergangenen Jahr gab es 25 Raubdelikte auf Straßen und Plätzen - Tendenz sinkend. Und in dem Bereich Am Weiher, Lintorfer markt, Beekerhof sei dies die erste derartige Tat.

"In der Bevölkerung ist der Park aber jetzt zu einem Angstraum geworden", versteht er die Gefühlslage mancher Bürger. Sicherlich werde der Bezirksdienst jetzt öfter durch die Parkanlage gehen, aber Müller weiß auch um die Grenzen: "Heute passiert es in Lintorf, nächste Woche in Tiefenbroich, danach in West."

Angsträume entstünden im Kopf, mit einer tatsächlichen Gefährdung hätten sie oft nichts zu tun. Von einem "Brennpunkt" könne man beim Grünzug in Lintorf schon gar nicht sprechen: Mal ein Autoaufbruch, mal ein Exhibitionist, aber bis zum Wochenende kein einziger Überfall. Da gebe es im Umfeld der Manege öfter mal Schlägereien.

Aus Polizeisicht gebe es derzeit überhaupt keinen wirklichen Brennpunkt im Stadtgebiet, dafür mehrere Angsträume: Etwa der Düsseldorfer Platz, obwohl dort durch die Überwachungskameras das Sicherheitsgefühl verbessert wurde. Der Rodelberg in West und der Ostbahnhof gelten ebenfalls für viele als unsichere Bereiche. Hardo Müller: "Schlechte oder gar keine Beleuchtung sowie ein vermehrtes Aufkommen von Straftaten führen schnell zu diesem Gefühl der Unsicherheit."

Was dem Kripochef jedoch große Sorgen macht, ist die gestiegene Gewaltbereitschaft gerade bei unter 21-Jährigen. "Da wird erst geschlagen und getreten, und dann gefragt."

Als erste Reaktion auf den Überfall fordert die Bürger Union, dass "über erhöhte Sicherheitsmaßnahmen in Parkanlagen" nachgedacht werden sollte. Konkret nannte Ratsfrau Angela Diehl: zusätzliche Beleuchtung, vermehrter Einsatz von Polizei und Ordnungsamt. Gleiches hat die CDU kürzlich für den Ostbahnhof gefordert, wo es zu wiederholten Übergriffen gekommen war.

Christian Wiglow (SPD) warnte, jetzt ein "populistisches Süppchen kochen zu wollen". Kriminalitätsabwehr sei und bleibe Sache der Polizei. Die Bekämpfung der Angsträume wäre dagegen eine Daueraufgabe.

Bürgermeister Harald Birkenkamp will diesen aktuellen Überfall "nicht einfach abheften", sondern sich weiter um die Problematik kümmern. "Wenn eine Beleuchtung in Parks hilft, dann müssen wir schauen, was das kostet." Generell seien Parks und Grünanlagen in Ratingen bislang unbeleuchtet - wie in anderen Städten. Der Verwaltungschef kennt die Grenzen: "Wir können nicht in jedem Park einen Security-Mann rumlaufen lassen."

An den Grenzen seiner Möglichkeiten ist auch der Außendienst des Ordnungsamtes. Die sechs Mitarbeiter sind an den Wochenenden ständig auf Achse, alle kritischen Bereiche könnten aber nicht dauerhaft überwacht werden. "Natürlich versuchen wir durch Präsenz vor Ort schon im Vorfeld abzuschrecken", sagt Barbara Arndt, Leiterin des Ordnungsamtes. Sollte der Lintorfer Park ein Problemfall sein, werde er regelmäßig bestreift.

Aber auch der private Sicherheitsdienst, der für die Stadt 4000 Stunden jährlich im Einsatz ist, könne nur bestimmte Punkte abdecken. "Wenn der überall präsent sein will, bräuchte er mehr Personal.".

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