Ratingen: Der Chor war ihr Leben

Werner Schürmann und seine Frau Brigitte Falke-Schürmann hören zum Jahresende auf. Sie gründeten den Kinder- und Jugendchor und führten ihn an die Spitze.

Ratingen. Mit 65 darf man an die Rente denken. Wenn Werner Schürmann daran denkt, gerät er in ein Wechselbad der Gefühle: Denn in die Freude auf den Ruhestand mischt sich die Wehmut des Abschieds. Und die wird am Sonntag in einer Woche mit voller Wucht über ihn und seine Frau Brigitte Falke-Schürmann hereinbrechen. Mit dem traditionellen Weihnachtskonzert des Ratinger Kinder- und Jugendchores geht nicht nur ein 21-jähriges Engagement an der städtischen Musikschule zu Ende, die Schürmanns sagen auch "ihrem" Chor Lebewohl.

25 Jahre alt ist der Kinder- und Jugendchor in diesem Jahr geworden - und die Schürmanns sind seine Eltern. Mit rund 80 Kindern als Startformation hatten sie im Herbst 1984 den "Lintorfer Kinderchor" aus der Taufe gehoben. Bald schon hatte sich das Ensemble im musikalischen Leben der Stadt etabliert, danach sich weit über Stadt und Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Und seit 25 Jahren haben die Schürmanns ihr Leben weitgehend in den Dienst "ihres Kindes" gestellt.

Werner Schürmann, der Kirchenmusik und Gesang studiert hatte, formte und prägte den Chor, Brigitte Falke-Schürmann unterstützte ihn dabei tatkräftig als Chorassistentin und kümmerte sich außerdem um den kleinsten Chorsänger, die "Spätzchen", sowie um den organisatorischen und logistischen Bereich.

Der Erfolg des Chores hat viele Gründe. Einer davon ist sicher die familiäre Atmosphäre, die dank des Chorleiterehepaares in der Sängergemeinschaft herrscht. Ein anderer ist die intensive Probenarbeit, mit denen die Schürmanns den Kinder- und Jugendchor zu zahlreichen Auszeichnungen führten: erste Plätze bei "Jugend singt", die Europäische Goldmedaille beim Chorfestival in Barcelona (2006) und im Jubiläumsjahr sogar der Titel "Meisterchor" beim landesweiten Sängerwettstreit.

Ein Blick ins Repertoire zeigt ein weiteres Erfolgsgeheimnis: Werner Schürmann hat sich nie gescheut, auch aktuelle Musikströmungen aufzunehmen und singen zu lassen. Der ausgebildete Konzertsänger, der bekennender Verdi-Liebhaber ist, hat keine Probleme mit Musicalhits oder populären Stücken auf den Notenblättern. Im Gegenteil: Sein Chor wirkte 1997 und 1999 im Essener "Colosseum" bei unzähligen Aufführungen des Joseph-Musicals mit.

Und schon legendär sind die alljährlichen Weihnachtskonzerte in der Stadthalle, die geradezu inszeniert werden. Doch diesmal ist den Schürmanns auch ein bisschen bange dabei - wegen der Emotionen, die aufkommen werden. Dass dieses Konzert nicht ohne Gänsehautfeeling und Tränen über die Bühne gehen wird, ist sicher.

Was kommt danach? Bis Jahresende sind die Schürmanns offiziell im Dienst. Dann wollen sie etwas kürzer treten und sich einen lang gehegten Traum erfüllen: die berühmte "Met" (Metropolitan Opera) in New York besuchen.

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