Ratingen: Das Netz der Ehrenamtlichen wird noch enger geknüpft

Mit einem Pilotprojekt sollen Freiwilligendienste entwickelt werden. In der Woche des Ehrenamtes stellen sich die Ratinger Einrichtungen vor.

Ratingen. Knapp eine Viertel Million Euro - diesem Wert entspricht umgerechnet der Einsatz von 150 Ehrenamtlern, die sich wöchentlich fünf Stunden engagieren - wobei nicht einmal der Mindestlohn für Putzkräfte als Stundensatz zugrunde gelegt wurde.

Allein diese Zahlen zeigen, wie wertvoll die Leistungen der Ehrenamlichen ist - und unbezahlbar. Das Gemeinwesen würde längst nicht mehr funktionieren ohne die Freiwilligen.

"Jährlich werden gut 20.000 Einsätze in Ratingen durch etwa 7000 in Vereinen, Gemeinden und Verbänden organisierte Ehrenamtler geleistet", schätzte vorsichtig Erhard Rassloff, Leiter des Arbeitskreises Ehrenamt in Ratingen, gestern bei der Vorstellung der Woche des bürgerschaftlichen Engagements vom 2. bis 10. Oktober. Damit will man nicht nur über die vielfältigen Hilfsangebote informieren, sondern auch neue Ehrenamtler gewinnen.

Die kann Uschi Kellner von der "Freiwilligenbörse" immer gebrauchen. Vor drei Jahren gegründet, machen inzwischen über 200 Leute bei der "Börse" in den verschiedensten Bereichen mit. "Wir kümmern uns um Hilfsbedürftige und suchen in unserem Pool nach dafür geeigneten Leuten - das funktioniert."

Hauptveranstaltung wird die "Meile des Ehrenamtes" am 10.Oktober sein: Auf der Ober-straße und rund um St.Peter und Paul werden etliche der insgesamt über 400 Ratinger Vereine, Verbände und Organisationen sich vorstellen, Kontakte knüpfen und um neue Mitstreiter werben.

Um dieses Engagement auf eine noch breitere Basis zu stellen, macht Ratingen als eine von vier Städten in NRW bei einem vom Bundesfamilienministerium geförderten Projekt mit: Dabei sollen so genannte Freiwilligendienste entwickelt und organisiert werden.

Freiwilligendienste sind eine intensivere Form des ehrenamtlichen Engagements. Sie erfordern einen verbindlichen Einsatz mit einer festgelegten Arbeitszeit von acht bis 20 Stunden pro Woche und für mindestens ein halbes Jahr. Diese Ehrenamtler erhalten zudem in der VHS Fortbildungen und Qualifizierungen, finanziert aus Fördertopf des Bundes.

Mit im Boot ist bei diesem Konzept auch die Arge, die ältere, nicht mehr vermittelbare Kunden für einen Freiwilligendienst gewinnen könnte. Aber auch heimische Firmen und Unternehmen werden einbezogen: Viele Firmen wollen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, wissen aber oft nicht wie.

Diese Wünsche könnten künftig kanalisiert werden - ob mit einem Sponsoring oder direkt mit praktischer und fachlicher Hilfe bei der Beratung oder Umsetzung sozialer oder kultureller Projekte. Beispiel: Ein Unternehmen hilft mit, einen Abenteuerspielplatz zu restaurieren. Positiver Nebeneffekt:

Die soziale Kompetenz der Firmenmitarbeiter steigt, die Beziehung des Unternehmens zum Standort wird gefestigt, und schließlich haben auch die Stadt und ihre Bürger einen Mehrwert. Erfolgversprechende Gespräche mit dem Unternehmensverband wurden schon geführt.

Schwerpunktmäßig sollen die Freiwilligendienste in Seniorentreffs, Altenheimen, in der Jugendarbeit und anderen gemeinnützigen Organisationen aktiv werden und quasi ein "verlängerter Arm" der Kommune sein.

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