Ratingen: Bürgermeisterkandidaten - „Ein Bürgermeister für alle“

Stephan Santelmann will sich mit seiner Wahl auch einen Jugendtraum erfüllen.

Ratingen. Scheinbar entspannt sitzt Stephan Santelmann im Café Palm am Marktplatz. Das Glas Tee ist bereits leer. Der Mann hat sich ein wenig früher am verabredeten Ort eingefunden. Santelmann will gut vorbereitet ins Gespräch gehen.

Das hat Sinn. Denn wenn einem Politiker ein Journalist gegenüber sitzt, dann kann jedes Wort Flügel bekommen. Santelmann weiß das. Er lebt in Köln, einer Medienstadt. Seit er aber Bürgermeisterkandidat der CDU in Ratingen ist, geht ihn das mehr an denn je.

Inzwischen kämpft der 43 Jahre alte Familienvater seit gut einem Jahr in Ratingen um Bekanntheit, besucht Feste, Sportveranstaltungen, steht an Infoständen seiner Partei. "Die Leute haben mich offen und sympathisch angenommen. Sie sind locker, zwanglos und natürlich. Das ist mein Eindruck", sagt er. Und es klingt nicht einmal auswendig gelernt.

"Das ist eine Stadt, in der es den Menschen noch gut geht und in der Kinder noch eine gute Schulbildung bekommen können", sagt Santelmann. Warum die Stadt dann einen neuen Bürgermeister braucht, wenn doch alles gut ist? "Ich sage nichts über den Amtsinhaber." So viel Profi ist er schon.

Mit Schlammschlachten werden keine Wahlen gewonnen. Wenn sich das Wahlvolk überhaupt für Kommunalpolitik interessiert, dann für Antworten auf drängende Fragen. Von denen gibt es im wohlhabenden Ratingen allerdings nicht so sehr viele. Das Gemeindezentrum Homberg ist einer der ganz wenigen Zankäpfel. Zum Wahlkampfthema taugt es kaum.

Da könnte schon eher die Frage nach Kindergarten-Beitragsfreiheit auftauchen. Der hat die CDU im Rat eine Absage erteilt. "Das ist eine haushaltspolitische Frage. Wenn die Verwaltung einen Vorschlag macht, der über dieses Jahr hinaus finanziert ist, dann sind wir sofort dabei", sagt Santelmann. Für ihn sei das eine Frage von Zuverlässigkeit, sagt der Mann, der in Köln das städtische Sozialamt leitet.

Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Transparenz - das sind die Vokabeln, mit denen Santelmann in den nächsten Monaten mindestens so viele Ratinger überzeugen will, dass es für die Wahl reicht. Er plädiert für den Bürgerhaushalt, will die Ratinger viel stärker an dem beteiligen, was der Stadtrat bisher allein entscheidet.

Er will sich des Ausbaus der Betreuung von unter drei Jahre alten Kindern annehmen, will Kindergärten, Schulen, Sportstätten in Ordnung bringen. Und er will für alle Ratinger da sein. "Ich will hier nicht CDU-Bürgermeister werden", sagt Santelmann.

Wohl auch aus diesem Grund taucht die Partei auf seiner Internetseite www.stephan-santelmann.de nicht ein einziges Mal auf. Statt dessen findet der Leser ungewöhnlich viel Persönliches und Fotos seiner Frau und der beiden Söhne. Das erinnert ein wenig an Wahlkampf made in USA.

Aber für den CDU-Kandidaten ist das kein Problem. "Wenn Sie diesen Weg gehen wollen, geht das nur mit der Unterstützung des Partners", sagt Santelmann. Diese Unterstützung habe er.

Das mag helfen, aber ein Erfolgsgarant ist das freilich nicht. Schon gar nicht in einer grundsätzlich eher bürgerlichen Stadt wie Ratingen, deren bürgerliches Lager so zerstritten ist. "Auf Landes- und Bundesebene wählen die alle CDU", sagt Santelmann von den Wählern der Bürger Union. In Ratingen aber tun sie das wahrscheinlich nicht.

Santelmann ist dennoch vom Erfolg überzeugt. Für ihn erfülle sich damit ein Traum. "Ich wollte schon Bürgermeister werden, als ich in die Junge Union eingetreten bin." Und wenn es soweit ist, dann, glaubt Santelmann, normalisieren sich die politischen Verhältnisse in Ratingen auch wieder. "Ich glaube, dass viele zur CDU zurückkehren werden. Und die sind auch willkommen."

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