Ratingen: Bücherei mit Sonderauftrag

Seit 25 Jahren ist die Stadtbücherei in Ratingen-West eine feste Institution. Integration ist ein Arbeitsschwerpunkt.

Ratingen. Am 24. Januar wird im Freizeithaus auf dem Berliner Platz kräftig gefeiert: Die Stadtteilbibliothek Ratingen-West hat nämlich in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum. Als letzte Zweigstelle war sie 1984 eröffnet worden - und ist seitdem zu einer Institution geworden.

"Die Leute kommen nicht nur hierher, um sich etwas auszuleihen", sagt Constanze Armbruster-Jakobs, die die Zweigstelle seit 19 Jahren leitet. "Es ist die einzige Kultureinrichtung im Stadtteil und ein Treffpunkt, vor allem für Schulen und Kindergärten."

Die Kinder sollen schon früh an das Lesen herangeführt werden. So wie die Knirpse der Kindertagesstätte Erfurter Straße, für die Erzieherin Manuela Hart gerade neues Lesefutter organisiert. " Die Bücherei ist schön zentral und in einer Minute zu Fuß zu erreichen", schwärmt die Erzieherin. "Jeden Dienstag kommen wir mit den Kindern hierher. Dann darf sich jeder ein Buch aussuchen. Das ist für die Kinder immer besonders toll."

Einen pädagogischen Effekt hat das Ganze nebenbei auch, berichtet Manuela Hart: "Die Kinder werden langsam an das Medium Buch und an die Bücherei herangeführt." Nur mit nach Hause nehmen dürfen sie die Bücher nicht - einen eigenen Leseausweis gibt es erst für Schulkinder.

Die sind klassenweise am Mittwochvormittag zu Besuch, wenn die Bücherei für die Öffentlichkeit geschlossen ist. "Wir machen Führungen und weisen auf unsere Schulothek hin", sagt Constanze Armbruster-Jakobs. Dort finden die Schüler Bücher zu allen Schulfächern und ganz verschiedenen Themen. Und sie nutzen es fleißig. "Zum Beispiel, wenn sie ein Referat vorbereiten", berichtet die Büchereileiterin. Zudem können die Schüler kostenlos den Multi-Media-PC mit Internetanschluss nutzen. Nur Chatten ist dort verboten, wie ein Aufkleber verrät.

Viele kämen regelmäßig, berichtet Armbruster-Jakobs: "Wir haben im Durchschnitt 15 Kinder am Tag, die hier ihre Hausaufgaben machen, weil zu Hause kein Platz dafür ist." Hier fänden sie ein ruhiges Plätzchen. Und lernen, sich selbst zu helfen. "Das wird von niemandem organisiert oder betreut. Das machen die Kinder alles selbst", sagt die Büchereileiterin nicht ohne Stolz. Schließlich ist es genau das, was sie vermitteln will: Lesen bildet und macht Spaß.

Eine weitere, ganz spezielle Gruppe seien die "älteren Damen", berichtet die Leiterin: "Die wissen genau, was sie wollen und haben keine Lust, lange zu suchen. Manchmal fragen sie mich auch nach einer Empfehlung." In den meisten Fällen, kommt die Hilfe prompt - Constanze Armbruster-Jakobs weiß ganz genau, wo sie suchen muss.

Für die Integrationskurse im Freizeithaus, in dem auch die Stadtteilbibliothek untergebracht ist, hat die Stadtteilbibliothek die nötigen Bücher angeschafft. Doch das ist nicht der einzige Beitrag, den die Bücherei zum besseren Miteinander leistet. So verfügt die Stadtteilbibliothek West über ein ganzes Regal mit russischsprachiger Literatur. "Das ist ein wichtiger Schritt zur Integration. Die russischen Mitbürger lesen sehr gerne", sagt Armbruster-Jakobs, die in Rumänien geboren wurde.

Die Bücher werden einmal im Quartal ausgetauscht, damit keine Langeweile aufkommt. Zudem ist eine russische Tageszeitung im Bestand. Türkischsprachiges sucht man dagegen vergeblich. "Die gehen komischerweise nicht so gut", berichtet die Büchereileiterin. "Die Erwachsenen kommen nicht, die Kinder lesen deutsche Bücher."

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