Ratingen: Amnesty International versteigert Ratinger Kunst

Amnesty International versteigert Arbeiten, die Ratinger Künstler gespendet haben.

Ratingen. "Das erste Gebot liegt uns schon in schriftlicher Form vor", erklärt Hans Jürgen Dellbrück. Der 73-jährige Ruheständler ist ehrenamtlicher Mitarbeiter der Ratinger Gruppe von Amnesty International (AI).

Am Samstag wird im Medienzentrum eine Ausstellung mit Versteigerung über die Bühne gehen (19 Uhr). Neun Ratinger Künstler haben sich spontan bereit erklärt, ihre Bilder zum Thema Menschenrechte für diese Versteigerung zur Verfügung zu stellen.

"Wir machen jedes Jahr eine große Aktion. Aber eine Kunstausstellung mit Versteigerung gab es noch nie", sagt Dellbrück.

70 Prozent des Erlöses kommen AI zugute. Der Rest ist für die Künstler, die damit einen Teil ihrer Materialkosten abdecken. Derzeit kümmert sich die etwa 20-köpfige AI-Gruppe um drei konkrete Fälle von politisch Gefangenen.

Außerdem verschickt sie Petitionen mit möglichst vielen Unterschriften in verschiedene Länder verschickt. Und da auch bei AI ohne Geld nur wenig geht, ist die Hauptaufgabe der Ratinger Gruppe, Gelder einzusammeln.

2500 Euro pro Quartal will die Ratinger Gruppe pro für die Mutterorganisation zusammen bringen. Deshalb wird am Samstag versteigert.

Da nicht nur die Menschenrechte, sondern auch die Kunst bei AI eine große Rolle spielen - denn Kunst hat viel mit Freiheit zu tun - war die Idee der Ausstellung mit Versteigerung schnell geboren.

Problem war nur, dass niemand Kontakt zu Ratinger Künstlern hatte. Den stellte schließlich unter anderem der ehemalige Gruppensprecher Erich Deil her. Die AI-Aktivisten besuchten dann die Ratinger Künstler in ihren Ateliers, um dort auch gleich eine Bildauswahl treffen zu können.

"Wir sind sofort überall auf positive Resonanz gestoßen", erinnert sich Hans Jürgen Dellbrück. Die Werke sollten natürlich zum Thema passen und zum Beispiel die unterdrückte Menschenwürde darstellen.

Dass auch zwei Bilder mit Ratingen-Motiven von Inge Töller dabei sind, erklärt Dellbrück damit, dass Ratingen weltweit als AI-freundliche Stadt bekannt sei.

Der Homberger Künstler Yilderim Denizli hat seinem Bild keinen Namen gegeben. Aber das war auch gar nicht nötig. Denn das Werk ist äußerst ausdrucksstark, zeigt zusammengekauerte Menschen, von Angst erfüllt. Gemeinsam ist allen Bildern, dass sie wie ein Mahnmal wirken. Damit sind sie zugleich künstlerisch und ideell wertvoll.

Wer eines der Werke haben möchte muss auf jeden Fall ein Mindestgebot von 130 bis 1050 Euro einplanen. "Wenn keiner entsprechend bietet, wird das Bild nicht verkauft", sagt Dellbrück entschlossen. So müssten, wenn alle 19 Bilder neue Besitzer finden, gut 10 000 Euro zusammenkommen.

Die Ratinger AI-Gruppe hat 600 Einladungen verschickt und auch Bürgermeister Harald Birkenkamp als Schirmherren gewinnen können.

"Wenn am Samstag der Saal im Medienzentrum mit 150 Besuchern gut gefüllt ist, dann sind wir alle glücklich", sagt Dellbrück. Natürlich ist die Veranstaltung nicht nur für geladene Gäste, sondern für jedermann gedacht.

Noch bis zum Morgen können alle Arbeiten übrigens besichtigt werden. Dafür hat das Einrichtungshaus "Form und Raum" an der Lintorfer Straße Platz geschaffen. Geöffnet ist von 11 bis 18 Uhr.

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