Ratingen: 1949 – Die Stadt vor 60 Jahren - eine Ausstellung

Das Stadtarchiv zeigt Fotografien des Fotojournalisten Reiner Klöckner. Er hat seine Heimatstadt auf Zelluloid gebannt, als die Bundesrepublik Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte.

Ratingen. Als Reiner Klöckner zumeist im Dienst einer lokalen Tageszeitung unterwegs gewesen ist, waren die meisten der heute lebenden Ratinger noch gar nicht geboren.

Der vor einigen Jahren gestorbene Fotojournalist hielt schon Momente in seiner Heimat fest, als Ratingen noch nicht wieder die schmucke Mittelstadt vor den Toren Düsseldorfs war.

Er fotografierte, als die Wunden des Krieges noch klafften und zahllose Hände in Trümmern nach den Steinen suchten, aus denen sie die Zukunft bauen konnten, die heute die Gegenwart ihrer Kinder ist. Es war die Zeit, in der das Grundgesetz entstand.

Um eben jenes Ereignis in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland rankt sich eine Ausstellung, die am 8.Mai im Medienzentrum am Peter-Brüning-Platz eröffnet wird. Und Reiner Klöckners Fotografien stehen im Mittelpunkt.

"Wir haben etwa 150 Fotos ausgewählt", sagt Erika Münster. Die Stadtarchivarin verspricht den Besuchern der Ausstellung einen einzigartigen Blick auf ihr Ratingen.

Die Idee zur Ausstellung stammt von Bürgermeister Harald Birkenkamp. Wie es sich für einen Mann in seiner Position gehört, machte er sich bereits im vergangenen Jahr Gedanken darüber, wie Ratingen sich am Geburtstag der Bundesrepublik Deutschland beteiligen könnte.

Deren Grundgesetz wurde am 8. Mai 1949 vom Parlamentarischen Rat angenommen. Es ebnete den Weg in eine demokratische Gesellschaft, weitab von Diktatoren und Kriegstreibern. Schon allein das ist Anlass genug, dieses Gesetz zu feiern.

Und da braucht eine Stadt, die auf sich hält, auch etwas, das sie zeigen kann. Ratingen hat glücklicherweise die Fotografien von Reiner Klöckner. Dessen Archiv hatte die Stadt nach dem Tod des freien Journalisten im Jahr 2001 angekauft.

"Wir zeigen die Fotografien unter verschiedenen Schwerpunkten wie Sport und Freizeit, Karneval und Schützenvereine, Politik und Religion, Zerstörung und Wiederaufbau", sagt Erika Münster.

Darüber hinaus erinnerten die Arbeiten Klöckners aber auch an den verheerenden Luftangriff auf Ratingen im März 1945 und an die Beisetzung der Zwangsarbeiter am Fuße der Kirchturmes von St. Peter und Paul. "Und wir haben ein Foto vom Besuch des Kardinals Frings."

In der Hauptsache aber sind die Arbeiten Reiner Klöckners ein Beleg dafür, dass sich die 1949 genau 23 463 Ratinger vom Krieg und seinen Folgen nicht haben unterkriegen lassen. "Nach der Währungsreform 1948 haben die Leute richtig rangeklotzt", sagt die Stadtarchivarin.

Dass so eine Ausstellung zur ihrer Eröffnung einen feierlichen Rahmen braucht, versteht sich von von selbst. Deshalb spricht Simone Dirx von der Universität Köln am Freitag, 8. Mai, nach der Eröffnungsrede des Bürgermeisters um 19 Uhr über "Visionen nach der Katastrophe: Das Grundgesetz von 1949 als Versprechen".

Außerdem zitieren Schüler der Klasse 9a am Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasium aus den städtischen Verwaltungsberichten, und Tobias Glagau spielt am Klavier Schlager aus den 50er Jahren. Die Eröffnungsfeier ist öffentlich. Die Ausstellung dauert bis zum 14,. Juni. Der Eintritt ist frei.

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