Prozess: Ex-Steuerberater führte ein Luxus-Leben auf Pump

Der frühere Schatzmeister des DRK, der wegen Betrugs und Untreue angeklagt ist, wollte laut seinem Anwalt die Fassade eines erfolgreichen Finanzverwalters aufrechterhalten.

Wuppertal/Velbert. Mehr als 20 000 Euro monatlich habe der Angeklagte gebraucht, um seinen Lebensstil zu finanzieren. Das erklärte der Anwalt eines 64-jährigen früheren Steuerberaters aus Velbert vor dem Wuppertaler Landgericht. Sein Mandant muss sich wegen Untreue und versuchten Betrugs verantworten.

In 51 Fällen ab Dezember 2003 soll er in verantwortlicher Position das Rote Kreuz, die gemeinnützige Winterscheidt-Stiftung und weitere Einrichtungen geschädigt haben. Auf fast eine Million Euro addiert sich die Schadenssumme.

Zu den Vorwürfen hat der Angeklagte eine Erklärung durch seine Verteidiger verlesen lassen, aber das Gericht hat Rückfragen: Wieso hatte er erwartet, 375 000 Euro Provision aus dem Verkauf eines Industrieunternehmens in Ostdeutschland zu bekommen? „Ob ich darüber öffentlich reden darf? Das sind Mandanten“, erwiderte der 64-Jährige. „Sie brauchen keine Namen zu nennen“, sagte sein Verteidiger. Schließlich erklärte der Angeklagte, er habe zwei Jahre lang die intensiven Verhandlungen geführt, aber schließlich nur 50 000 Euro bekommen.

Es sei nichts schriftlich vereinbart gewesen. „Mir kommt der Eindruck, sie haben sehr lange nur von Krediten gelebt“, sagte der Vorsitzende Richter. Ein Konto bei der Sparkasse habe über Jahre ein Minus von mehr als 150 000 Euro ausgewiesen. Der Angeklagte sagte, er sei blauäugig gewesen.

„Seine Situation ist ein Desaster. Er hat sich völlig verkalkuliert“, sagte der Anwalt. Zu den Kosten hätten eine Wohnung auf Mallorca für seine Frau, ein Domizil am Steinhuder Meer und die Mitgliedschaft im Golfclub beigetragen: „Es kam dazu, dass er in Velbert jemand war und diese Fassade aufrechterhalten wollte.“ Inzwischen hat der Angeklagte den Offenbarungseid geleistet und gilt als mittellos.

Seine Stellung habe er sich ab 1984 als Vorstand des Roten Kreuzes (DRK) aufgebaut, sagte der Angeklagte. Laut Staatsanwaltschaft nutzte er später seine Position als Schatzmeister des DRK und Geschäftsführer der Senioreneinrichtungen für seine Zwecke. Er habe Einzelvollmacht über eine Vielzahl von Konten gehabt, obwohl das laut Satzung verboten war. Fast 90 000 Euro soll der Schaden allein zulasten der Hilfsorganisation betragen.

Maßgeblich mitgewirkt haben soll der Angeklagte bei der Gründung der Winterscheidt-Stiftung: „Dadurch kann man enorme Steuern sparen“, sagte der 64-Jährige. Der Fehler: Das Geld des Stifter-Ehepaars war wohl durch Testament für die Bethel-Stiftung bestimmt. Die Manipulation flog 2008 auf.

Das Gericht wird zu entscheiden haben, ob die Erklärungen des Angeklagten als Geständnis zu werten sind. Davon hängt der weitere Verlauf des Prozesses ab.

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