Profi-Radsport in Ratingen: Kein Geld mehr fürs Rennen

Weil Sponsoren abgesprungen sind, ist mit dem Radrennen vorerst Schluss.

Ratingen. Christian Levesque vom Radclub Lintorf kann seine Enttäuschung kaum verbergen: "Es ist ungerecht aber leider eine Tatsache", sagt er und meint den schlechten Ruf, unter dem der Radsport derzeit in Deutschland leidet. Als Hauptorganisator des Ratinger Radrennens kriegt er das besonders hart zu spüren.

Bei den diesjährigen Verhandlungen mit den Sponsoren, die üblicherweise um den Jahreswechsel anstehen, haben gleich mehrere Geldgeber abgewunken. "Der Radsport ist leider enorm in Verruf geraten", hat Levesque festgestellt. Die Finanzierungslücke, die sich inzwischen aufgetan hat, ist so groß, dass sie nicht mehr überbrückbar scheint.

Auch für Frank Rehmann, Geschäftsführer der Ratingen Marketing GmbH, ist das Ende der Veranstaltung ein harter Schlag. Zuletzt waren in Ratingen etwa 17.000 Besucher an die Strecke gekommen, um die Radprofis zu sehen. Die namhaftesten unter ihnen konnten die Zuschauer noch tags zuvor bei der Schlussetappe der Tour de France sehen.

Kaum ein Ereignis hatte in Ratingen zuletzt eine ähnliche Anziehungskraft. "Es ist einfach eine spannende Veranstaltung", sagt Rehmann. Deshalb will er sie auch nicht ganz abschreiben, sondern im nächsten Jahr neu auf Sponsorensuche gehen. "Es wurde in Ratingen schon so vieles angestoßen, doch nur weniges hatte Kontinuität", stellt Rehmann fest. Dieses Schicksal würde er dem Radrennen gerne ersparen.

Christian Levesque hat die Hoffnung sogar für dieses Jahr noch nicht ganz aufgegeben: Der rührige Organisator will sein Glück dort versuchen, wohin er hörbar einen guten Draht hat: in Frankreich.

Dort habe das Ansehen des Radsports nämlich weniger gelitten, sagt er. Levesque hat Kontakt zu den namhaften Mineralwasser-Herstellern aufgenommen und versucht nun, sie zum Sponsoring zu bewegen. Sollte das gelingen, könnte das Radrennen ruckzuck wieder auf die Beine gestellt werden. Die Routine aus den Vorjahren macht’s möglich.

Und noch eine Chance sieht Levesque für das Ratinger Rennen - auch wenn er darauf keinen Einfluss nehmen kann: Die Stimmung könnte sich schnell wieder zugunsten des Radsports verändern, das Pendel umschlagen, glaubt er.

"Das ist die deutsche Mentalität: Da braucht bei der nächsten Tour de France nur ein deutscher Fahrer vorne zu liegen, schon ist die Begeisterung wieder da." Und mit der Begeisterung auch die Sponsoren.

Beim Ratingen Marketing stellt man sich derweil schon darauf ein, neue Attraktionen zu entwickeln. "Es wird noch in diesem Jahr ein neues Veranstaltungsformat geben", kündigt Rehmann an. Was sich dahinter verbirgt, soll bei einer öffentlichen Pressekonferenz am 11. Februar verkündet werden.

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