Politik in Theorie und Praxis
Uwe Holtz (68), langjähriger Abgeordneter der SPD im Bundestag, ist Professor in Bonn und arbeitet in internationalen Organisationen.
Neviges. Er war der jüngste Bundestagsabgeordnete der SPD, als es ihm 1972 gelang, den Wahlkreis Düsseldorf-Mettmann II zu erobern: Dass der Nevigeser Uwe Holtz sich mit satter Mehrheit der Erststimmen gegen den ehemaligen Außenminister Gerhard Schröder von der CDU durchsetzte, war seinerzeit schon eine kleine Sensation. Heute lebt der Sozialdemokrat, der seit 1987 als Honorarprofessor am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn tätig ist, in der ehemaligen Bundeshauptstadt.
Was macht eigentlich . . .?
Geboren wurde Uwe Holtz 1944 im westpreußischen Graudenz. Die Flucht führte seine Familie nach Neviges, wo Holtz aufwuchs und die Volksschule in Windrath besuchte. „Alle Jahrgänge in einer Klasse“, erinnert er sich im Gespräch mit der WZ. Das Abitur machte er 1963 am Langenberger Gymnasium, wurde im selben Jahr am 1. Mai Mitglied der Nevigeser SPD. Großen Einfluss hatte als Vorbild der Vater, Sparkassendirektor Alfred Holtz, der damals Vorsitzender des Ortsvereins war und von 1956 bis 1969 für die SPD im Nevigeser Stadtrat saß: „Versuche ein guter Deutscher und ein guter Europäer zu sein“, erinnert sich der 68-Jährige an die Maxime seines Vaters. Einen tiefen Eindruck habe 1965 auch der Besuch von Willy Brand im Wallfahrtsort hinterlassen, sagt der ehemalige Abgeordnete.
So engagierte sich Holtz, der nach dem Abitur Romanistik und Geschichte in Köln studierte, bei den Jungsozialisten und im Vorstand des Ortsvereins. Erste Erfahrungen in politischen Gremien sammelte er als sachkundiger Bürger im Schul- und Kulturausschuss und zog 1969 für vier Jahre in den Kreistag ein. Ein bedeutendes Thema jener Zeit war die kommunale Neugliederung: „Ich habe es nicht als sinnvoll angesehen, die drei Städte zusammenzuführen“, sagt Holtz über die Vereinigung von Neviges und Langenberg mit Velbert — er hätte einer intensiven Zusammenarbeit etwa durch mehr Zweckverbände den Vorzug gegeben. Außerdem setzte sich Holtz für einen Gesamtschul-Entwicklungsplan ein.