Neviges „Pharus“: Ein Leuchtturm im Mariendom

Neviges. · Mit einer virtuellen Wallfahrt aus Klängen, Bildern und Licht beschließen die Franziskaner die Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag der Kirche.

Auf mehr als 700 Quadratmetern Wandfläche wurden die faszinierenden Bilder projiziert.

Auf mehr als 700 Quadratmetern Wandfläche wurden die faszinierenden Bilder projiziert.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Eine breite Gasse aus Bodenfackeln führt hinauf zum Mariendom, auf den in hellen Buchstaben das Wort „Pharus“ projiziert ist: Der lateinische Begriff für Leuchtturm steht für das ungewöhnliche Kunstprojekt, das die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Wallfahrtskirche abschließt. Einige hundert Besucher füllen den einzigartigen Sakralbau bis auf den letzten Stuhl, um die Installation aus Klängen, Bildern und Licht zu erleben. „Eine Weltpremiere“, sagt Wallfahrtsleiter Bruder Frank Krampf zur Begrüßung.

Das Bauwerk von überregionaler Bedeutung polarisiert

Es gab Zeiten, in denen Pharus als regionales Ereignis betrachtet wurde, die Gäste kommen jedoch aus ganz Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus: „Wir waren immer davon überzeugt, dass diese Kirche überregionale Bedeutung hat“, so Bruder Frank. Nicht neu ist, dass der Mariendom polarisiert. „Jeder Betonbunker hat mehr Charme“ zitiert der Franziskaner einen Eintrag aus dem Gästebuch: „Das wird nach Pharus anders sein“, ist er überzeugt, es brauche aber Zeit, sich einzulassen – auf die Kirche wie auch auf Pharus.

Dann beginnt die virtuelle Wallfahrt, die sich in vier Teile gliedert: Die gewaltige, mehr als 700 Quadratmeter große Rückwand hinter dem Altar wird zur Projektionsfläche. Kaum merklich steigen aus dem anfangs einheitlich hellen Grau die an einen Bergkristall erinnernden Spitzen des Mariendomes auf, verändern immer wieder die Gestalt, wie wenn sich der Besucher der Kirche nähert. Ein Tonteppich begleitet die Videodarstellung; die Orgel ist zu hören, der charakteristische Klang der Glocke, die von der Pfarrkirche herüberzuschallen scheint, die Musik nimmt sphärische Formen an.

Gut 5000 Fotos im und rund um den Dom aufgenommen, bilden die Grundlage für die bildliche Darstellung, Geräusche, Stimmen und Klänge waren die Basis der Komposition. Der kaum merkbare Übergang der Bilder ist extrem entschleunigend, wer Bilder und Musik auf sich wirken lässt, erfährt auf wundersame Weise eine innere Ruhe. Hauptmotiv des zweiten Teils, „Epiphany“ überschrieben, ist das Rosenfenster. Die Musik wird drängender, ist aber immer noch harmonisch, während sie im dritten Abschnitt, der eine Führung durch die Kathedrale darstellt, phasenweise grell, in einigen Passagen beklemmend wirkt – in Bild und Ton gefasste Hoffnungen und Ängste der Besucher, mit deren Auseinandersetzung sich neue Wege offenbaren. Dominierendes Element des vierten, mit „Salvation“ überschriebenen Parts ist der jubelnde Klang der Orgel, der Weg führt zurück ins Freie, unter einen strahlend blauen Himmel.

Publikum dankt den Künstlern mit langanhaltendem Applaus

Langanhaltender Applaus ist der Dank des Publikums an die fünf Künstler und dem Team von Area Composer, die Bruder Frank nach der Darbietung vorstellt. Ein besonderer Dank des Franziskaners gilt auch den Sponsoren und Unterstützern von Pharus, ohne sie wäre das Projekt nicht realisierbar gewesen. Beispielsweise sorgten die Werbegemeinschaft Neviges und der Verein „50 Nevigeser“ vor und nach der Aufführung vor dem Dom für das leibliche Wohl der Besucher.

Die Reaktionen auf „Pharus“ sind vielfach positiv: „Man kennt diese Kirche seit 50 Jahren und erlebt doch wieder neues“, sagrt Bernd Tondorf. Er ist unter anderem fasziniert von der Betonstruktur der riesigen Projektionsfläche, die sich durch das Licht der Bilder völlig neu erschließt. Auch Gisela Edler hat die Vorführung gefallen: „Man muss die Eindrücke aber erst einmal sacken lassen.“ Tim Edler hat die langsame Transformation der einzelnen Bilder beeindruckt, permanente Veränderung, die dem Betrachter nicht direkt bewusst wird. Eine Handvoll Besucher hat aber den Dom vorzeitig verlassen – zu eindringlich ist phasenweise die Musik, einigen auch zu laut. Viele, weit mehr als die Hälfte der Gäste nehmen jedoch die Einladung an, den Sitzplatz zu wechseln und Pharus noch einmal aus anderer Perspektive zu erleben.

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