Neviges Pantomime stärkt Grundschüler

Neviges · Der Hausmeister pustet mit dem lärmenden Laubbläser die Herbstblätter auf einen Haufen. Peter Paul läuft zu der weit offenstehenden Tür des Musikraums: „Ich muss hier zumachen, das ist zu laut.“ Sofort protestieren die Kinder: „Wir müssen lüften!

 Der Theaterpädagoge und gelernte Pantomime Peter Paul übt mit den Regenbogenschülern der Klasse 2 b ein kleines Stück ein.

Der Theaterpädagoge und gelernte Pantomime Peter Paul übt mit den Regenbogenschülern der Klasse 2 b ein kleines Stück ein.

Foto: Ulrich Bangert

“ Nach den Herbstferien hat in der Regenbogenschule an der Wielandstraße der Alltag in den Zeiten der höchsten Corona-Fallzahlen wieder begonnen. Für die Mädchen und Jungen der zweiten Klassen ist in diesem Schulhalbjahr der Montag kein gewöhnlicher Schultag: Der Pantomine Peter Paul kommt extra aus Münster, um mit den Kindern Theater zu spielen. Zuerst macht der Schauspieler ein paar Übungen mit den Händen. „Das ist für die Rechts-Links-Koordination wichtig.“ Anschließend werden Rollen verteilt: „Wer möchte Puppe sein, wer Einbrecher, Polizist oder Dekorateur sein?“

Peter Paul schreibt die Theaterstücke alle selbst. Es geht um einen Dieb, der in ein Geschäft einbricht und zur Schaufensterpuppe erstarrt, als er den Polizisten von weitem vorbeischlendern sieht. Durch die Dekorateurin werden alle Puppen lebendig. „Ende Januar, Anfang Februar gibt es eine Aufführung“, kündigt der Schauspieler an, obwohl er noch nicht weiß, wie das unter Corona-Bedingungen genau funktionieren soll.

Normalerweise arbeitet Peter Paul mit Kindern ab dem dritten Schuljahr. „Ein zweites Schuljahr ist die Ausnahme, die Kinder müssen sich erst reinfinden.“ Spaß macht es dem Künstler auf alle Fälle. „Die Kinder sollen mal weg vom Alltag kommen und eine andere Welt erleben.“ Sein Ziel ist es, schwache Kinder zu stärken. Er weiß, wovon er spricht: „Ich war ein ängstliches Kind, ich habe auf der Bühne Stärke gelernt.“

Der 63-Jährige, der als ausgereifter Mensch den Peter Pan in sich wach gehalten hat, macht die Arbeit mit Kindern „happy“. „Kinder sind unsere Zukunft, ich erlebe nur gute Dinge mit ihnen. Aber ich mach nicht nur den Kasper, ich muss auch ein bisschen strenger sein, das brauchen Kinder.“

Die Pandemie stellt Lehrer vor große Herausforderungen

Das Projekt findet im Rahmen von „Kultur und Schule“ statt und wird durch ein Landesprogramm gefördert. Peter Paul ist froh, dass er dieses Projekt durchführen kann. „Sonst hätte ich jetzt nichts zu tun, durch Corona sind die meisten Aufträge weggefallen.“

Die Pandemie stellt auch das Lehrerkollegium für nie gekannte Herausforderungen. „Das Tragen der Maske ist an den Grundschulen wie vor den Ferien: Beim Gang durchs Gebäude oder dem Klassenzimmer muss sie getragen werden, am Platz darf sie abgenommen werden“, beschreibt die stellvertretende Schulleiterin Nicola Versteegen die augenblicklichen Vorschriften. Das Lüften gehe ganz gut bei uns, die meisten Fenster lassen sich öffnen.

„Nach fünf Minuten Stoßlüften mache ich das Fenster wieder zu, dafür habe ich extra eine Eierruhr mitgebracht“, beschreibt eine Kollegin ihr Vorgehen. „Mal gucken, wie das ist, wenn die Temperaturen sinken. Wir empfehlen den Eltern, die Kinder im Zwiebellook zu schicken“, so Nicole Versteegen, die sich ebenfalls in mehreren Schichten kleidet.

Sportunterricht ist mit viel Abstand in der Turnhalle an der Hohenbruchstraße möglich.

Derweil sind im Haus immer noch Elektriker damit beschäftigt, die digitale Schule zu schaffen. „Das Glasfaserkabel liegt im Keller, die Bluetooth-Boxen sind installiert“, weiß Nicole Versteegen. „Die 14 iPads, die von unserem Förderverein im Februar bestellt wurden, sind gerade angekommen. Wegen der personenbezogen Daten dürfen wir nicht mit unseren privaten Geräten arbeiten“, erklärt die Lehrerin. Sie hofft dennoch, dass es nicht bald wieder zum Homeschooling kommen muss: „Da sind wir nicht drauf vorbereitet. Eine Abfrage bei den Eltern hat ergeben, dass nur ein kleiner Teil der Schüler die Möglichkeit hat, zuhause an einem Rechner zu arbeiten. Manchmal hapert es auch an einem Drucker, ein Smartphone haben die meisten.“

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