Notbesetzung auf dem Markt

Nur 26 von den 50 Händlern kamen am Donnerstag trotz klirrender Kälte auf den Nevigeser Wochenmarkt an der Elberfelder Straße.

Neviges. Strahlend blauer Himmel, schönster Sonnenschein und weiß gepuderte Bäume - ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Doch die klirrende Kälte von minus fünf Grad macht den Händlern auf dem Nevigeser Wochenmarkt zu schaffen. Von rund 50 Händlern trauen sich am Donnerstag nur etwa 26 an die Elberfelder Straße.

"Das ist heute sozusagen der Markt-Notdienst", sagt Lothar Jedanietz und wärmt sich die rot angelaufenen Fingerkuppen an seinem Gasstrahler. An seinem Stand verkauft er seit 25 Jahren einmal in der Woche Eier, eingelegte Gurken, Gebäck und Honig. Acht Eier haben die Kälte trotz Heißzstrahler nicht überlebt, sie platzten. Auch die Salzgurken sind nicht zu verkaufen.

"Die sind eingefroren", sagt der 61-Jährige auf ein kleines Fässchen deutend. Damit ihm selbst das nicht passiert, hat Jedanietz vorgesorgt. "Ich bin wie eine Zwiebel angezogen. Hauptsache dick, hauptsache warm."

Nicht nur den Händlern machen die Wetterverhältnisse zu schaffen. Nur wenige Kunden lassen sich an den Ständen blicken, tasten sich vorsichtig über den rutschigen Asphalt.

"Die Leute trauen sich nicht aus dem Haus. Es ist weniger die Kälte als vielmehr die Glätte, wovor sich besonders ältere Leute fürchten", sagt Christel Wiederhold, die am Stand von "Früchte Kühn" Obst und Gemüse verkauft.

Das Sortiment wird von einem großen Zelt vor den frostigen Temperaturen geschützt, vier Heizstrahler sorgen für Wärme. Besonders Bananen, Tomaten und Salat stehen in der Nähe des Heizstrahlers. "Die sind besonders frostanfällig", erklärt Wiederhold.

Die Händler mussten in den frühen Morgenstunden selbst Schnee schippen. Rechts und links vom schmalen Durchgang stapelt sich die weiße Masse kniehoch. "Wären heute alle Markthändler mit ihren Ständen erschienen, hätte es ein totales Chaos gegeben", erklärt Marktsprecher Wolfgang Schwarze.

"Die hätten ja gar keinen Platz gehabt." Bereits am Montag habe er versucht, die Stadtverwaltung telefonisch zu erreichen und um eine Räumung gebeten. Der Schnee müsse abtransportiert werden, da einfach kein Platz dafür sei. Einen Rückruf vom Ordnungsamt habe Schwarze aber nicht erhalten.

"Die Händler zahlen doch schließlich Geld, da müssen sie doch auch das Recht auf einen Platz haben", sagt der 65-Jährige. "Bei dem letzten Wintereinbruch vor einigen Jahren hat es gut funktioniert, aber in diesem Jahr haben wir wirklich ein Problem."

Jetzt möchte er sich mit einem Plan, wo es am sinnvollsten wäre, zu räumen, an die Stadt wenden. "Wir müssen das Problem doch gemeinsam irgendwie gelöst bekommen. Der Nevigeser Markt ist schließlich ein Aushängeschild für Velbert."

Die Wuppertalerin Marita Brunnacker kann das nur bestätigen. Seit vielen Jahren kommt sie auf den Markt. Heute sucht sie am Strickwaren-Stand von Daniela Hammerl warme Handschuhe. Wie viele andere Kunden wird sie aber leider nicht fündig. Handschuhe sind fast ausverkauft.

"Die Kunden schreien nach Leggins, dicken Wollstrümpfen und Handschuhen. Ich musste schon viel nachbestellen", sagt die Händlerin und hüllt ihre Kundin in dichte Atemwolken. Sie selbst hat sich an ihrem Sortiment bedient, ist eingemummelt in eine dicke Leggins und Thermo-Kniestrümpfen unter der Jeans.

"So kann man der Kälte ganz gut trotzen", sagt sie. Und auch Lothar Jedanietz vom Eier-Stand hält trotz geplatzter Eier weiterhin durch: "Wir müssen doch kommen. Für unsere Kunden ist der Supermarkt keine Alternative. Die wollen Frisches vom Markt."

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