Neviges: Glaubensfest in bunter Tracht

Wallfahrt: Mehrere tausend Schlesier und Gäste füllten am Sonntag bei der traditionellen Mutter-Anna- Wallfahrt Dom und Franziskusplatz.

Neviges. Michelle (7) und Rebecca (10) aus Wülfrath haben am Morgen ihre schönsten Kleider angelegt. Michelle die schlesische Festtracht, Rebecca die pommersche Schultracht. In diesen Festgewändern ziehen sie um 10 Uhr in den Mariendom ein - dort wird die 15. Mutter-Anna-Wallfahrt gefeiert.

Weil der Geburtstag der Heiligen Anna auf den 26. Juli fällt, sind am Sonntag besonders viele Schlesier nach Neviges gekommen. "Der Mariendom ist brechend voll", freut sich Damian Spielvogel, der 1995 die Idee zur Mutter-Anna-Wallfahrt hatte. "Erst sollte es nur ein besonderer Gottesdienst werden. Jetzt kommen Schlesier aus ganz Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz - außer Katholiken auch immer mehr Protestanten."

Die Verehrung für die Mutter der Heiligen Maria ist bei den Schlesiern tief verwurzelt. Wer kann, pilgert einmal im Jahr zum Wallfahrtsort Annaberg - oder halt nach Neviges. Renate Schwarz und Cornelia Rzeppa kommen jedes Jahr. Die Predigt von Abt Gregor Ulrich Henckel Donnersmarck, Zisterzienser aus dem Stift Heiligenkreuz in Österreich, hat ihnen gefallen. Der Abt steht auch dem Kloster Bottrop-Stiepel vor. "Das ist ein Katzensprung nach Neviges", sagt der Würdenträger. Seine Vorfahren lebten seit dem 17. Jahrhundert in Schlesien, er selbst in Breslau geboren.

"Die Glocken verkünden mit fröhlichem Laut", stimmt Organist Marc-David Schwarz aus Solingen das Schlusslied an. Dann geht es zum Franziskusplatz, wo sich an den Ständen mit schlesischen Spezialitäten schon lange Schlangen gebildet haben. Sauerbrot, Streuselkuchen und Wellwurst sowie das schlesische Bier Tyskie haben viele Liebhaber.

Monika Brands trägt eine Tracht aus schlesischer Weißstickerei. Sie beherrscht das alte Handwerk und vermittelt es in Düsseldorf in Kursen. Die Wülfratherin Dorothea Walda ist in der blau-weißen Tracht des Riesengebirges erschienen. "Ich verpasse keine Wallfahrt", sagt sie.

Der Bergmannschor stimmt das Lied "Glückauf, Glückauf, der Steiger kommt" an. Marcel, fast drei, kann schon mitsummen. Auf dem Arm von Großvater Johann Hurek, Hausmeister im Mariendom und in Schlesien geboren, beobachtet er die Männer in ihrer Tracht. "Ohne die Schlesier wären unsere Gemeinde sehr blass. Das hat Joachim Kardinal Meissner einmal gesagt. Und er hat recht", findet Dorothea Ehlert, die Kerzen auch für den Mariendom zieht. Zum Abschluss der Wallfahrt schenkt die Tönisheiderin Abt Donnersmarck eine Kerze und ein Bild von Bischof Maximilian Kaller, dem 1947 verstorbenen päpstlichen Beauftragten für die Heimatvertriebenen.

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