Neues Buch: Brücken-Geschichten

In seinem neuen Buch „Brücken-Geschichten“räumt Dieter Klemp unter anderem mit einem historischen Irrtum auf.

Velbert. Die Saubrücke, das beeindruckendste Brückenbauwerk in Velbert, kennt jeder. Aber die Soda-Brücke? Sie liegt im Bereich Nierenhof und führt über die Gleise der S 9. „Das ist die Velberter Brücke, die am wenigsten frequentiert wird,“ sagt Dieter Klemp. Und was bedeutet der Name? „Die steht einfach nur so da“, sagt Klemp und hat seinen Spaß.

Doch die meisten seiner anderen Geschichten über die Brücken in Velbert haben einen ernsten Hintergrund. „Brücken-Geschichten“ heißt das dritte Buch Klemps, das kurz vor Weihnachten im Velberter Scala-Verlag erschienen ist.

Als Klemp vor Jahren bei der Briefmarken-Sammler-Gesellschaft einen Vortrag von Friedrich Rehn über die Saubrücke erlebte, wollte er mehr über die Brücke erfahren. Aber es gab kein Buch über die größte Natursteinbrücke Niederbergs.

Deshalb beschloss er, Versäumtes nachzuholen. Doch ziemlich schnell wurde Klemp klar, dass der historische Stoff über die Saubrücke für ein Buch nicht ausreichen wird. Also schrieb er ein Buch über alle Brücken in Velbert — und die boten Stoff für 172 Seiten.

Die wahren Geschichten des Buches spielen aber nicht nur in der Vergangenheit, sondern reichen bis in die Gegenwart, bis zur Eröffnung des Panoramaradwegs in diesem Sommer. Die Radtour auf der ehemaligen Trasse der Niederbergbahn führt in Velbert immerhin über 13 Brücken.

Für seine Recherchen wurde Klemp Dauergast im Stadtarchiv und bei den Technischen Betrieben Velbert (TBV). TBV-Geschäftsführer Ralph Güther und damit Herr über unzählige Velberter Brücken, bescheinigte Klemp, etwas Professionelles zu Papier gebracht zu haben. „Manchmal“, sagte Güther, „war er sehr penetrant. Doch er ist ein liebenswerter Velberter, aber auch bergisch direkt.“

So ließ Klemp nicht locker, bis er eine technisch einwandfreie Zeichnung der ursprünglich 40 Meter hohen Saubrücke (eigentlich: Eulentalbrücke) mit sechs Pfeilern für sein Buch gefunden hatte. Und er ordnete auch die Velberter Geschichte neu.

So fand er heraus, dass sich das Bahnunglück an der Saubrücke, von dem es Fotos gibt, nicht im Sommer 1915, sondern im Februar 1916 ereignete. „Ich fragte mich, warum ein Mann auf dem Foto im Sommer Handschuhe trägt. Das muss ja ein kalter Sommer gewesen sein“, sagt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Eine Lok samt Anhängern mit Baumaterial für die Brücke stürzte eine Böschung hinunter, weil die Schienen glatt und die Bremsen der Eisenbahn defekt waren. Der Heizer und der Lokführer konnten sich durch einen beherzten Sprung vor dem Absturz retten.

Das Buch erzählt nicht die Geschichte der Brücken, sondern die Geschichten, die sich auf, an oder unten den Brücken ereignet haben. Deshalb hat Klemp auch nicht das Unglück an der Rinderbach-Brücke ausgeklammert, bei dem Kinder 1990 von einer Flutwelle mitgerissen wurden.

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