Neuer Förderverein will Kulturangebot in Velbert sichern

Ein neuer Förderverein will das Kulturangebot in Velbert sichern und erweitern. Die WZ sprach darüber mit Frank Eerenstein.

Velbert. Ab Ende Februar gibt es in Velbert einen neuen Verein: den „Kulturförderverein Velbert“. Es handelt sich um eine Initiative von Ratsmitglied Peter Rohde (CDU) und Frank Eerenstein, Leiter der Musik- und Kunstschule. Die WZ sprach mit dem 50-Jährigen, der als designierter zweiter Vorsitzender und Planer des städtischen Konzertprogramms eine Doppelfunktion hat, über das Bedürfnis nach Sponsoren und neue Spielorte — wie etwa einem Autohaus als Konzertsaal.

Warum braucht die lokale Kultur einen Förderverein?

Eerenstein: Ich sehe die Notlage der Stadt. Nächstes Jahr gibt es nicht mehr Geld als jetzt. Wenn ich aber mehr in die Kultur investieren will, muss ich Sponsoren finden und neues Publikum gewinnen. Der Förderverein ist wichtig, um mit Sponsoring zu arbeiten. Ein Unternehmen darf keine direkten Zuweisungen an die Stadt geben.

Es gibt sicher Bürger, die sagen: „Ich möchte ein klassisches Konzert in einem Kulturhaus erleben, nicht in einem Verkaufsraum.“

Eerenstein: Wir wollen nicht etwas anders machen, sondern zusätzlich anbieten. Symphoniekonzerte werden weiterhin im Forum stattfinden, neu hinzu kommt erst mal eine Klavierreihe, deren Spielorte wechseln. Ist ja auch nett, wenn man im Autohaus vielleicht noch Catering bekommt — genau, wie es bei Veranstaltungen in der Sparkasse mal einen Sekt gibt.

Und um schlechte Akustik machen Sie sich keine Sorgen?

Eerenstein: Die Gebäudeauflagen für Autohäuser sind bis zur Fliesengröße festgelegt. Das gilt auch für die Akustik, weil man nur dann ein vernünftiges Verkaufsgespräch führen kann.

Wie vermitteln Sie alternative Auftrittsorte den Künstlern? Nicht jeder Pianist will im Gartencenter spielen.

Eerenstein: Mir fallen nur wenige Künstler ein, die nicht bereit wären, an den verrücktesten Orten zu spielen — sei es in U-Bahn-Unterführungen oder im Schwimmbad. Solche Konzerte haben einen besonderen Reiz. Es geht ja in dem Moment nicht um die Blumen, sondern um den Kontakt mit dem Publikum. Eine Kombination aus dem Thema des Sponsors und dem Repertoire des Musikers ist aber nicht vorgesehen. Nur weil ich in einem Blumenhaus spiele, steht nicht die Frühlingssonate von Beethoven auf dem Programm.

Welche Ambitionen haben Sie über die Spielorte hinaus?

Eerenstein: Schloss Hardenberg ist prädestiniert für Open-Air-Veranstaltungen mit viel Bürgerbeteiligung wie dem Chortag, den wir 2012 veranstaltet haben. Solche Aktionen wollen wir fortführen. Es gab die Anfrage, ob wir in der Lage wären, einen internationalen Chorwettbewerb durchzuführen. Das wäre fantastisch. Aber so etwas kann die Stadt mit ihren Finanzen auf absehbare Zeit nicht realisieren.

Soll sich die Förderung auf städtisches Programm beschränken?

Eerenstein: Wir sehen als Schwerpunkt auch Schulen und Jugendverbände. Viele Jugendliche erreicht man ja nicht mehr: Entweder sind sie im Schulstress oder sie daddeln. Am 2. März kommt die Lautten Compagney aus Berlin, vorab findet ein Workshop für Musikschüler statt. Die Realschule Kastanienallee hat sich gerade die Junge Bläserphilharmonie NRW gewünscht. Jetzt mache ich mich auf die Spur, ob wir eine Kooperation zwischen der Bläserklasse und dem Ensemble schaffen können. Vielleicht ist es möglich, dass man künftig sagt: Das Konzert bezahlt die Kulturabteilung, den Workshop der Verein.

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