Neanderland Biennale: Kirchplatz wird zur Bühne

Im Rahmen der Neanderland Biennale kämpfen am 5. Juni die drei Musketiere des Theaters Varomodi „Einer für alle — alle für einen“.

Wülfrath. Die Menschen an den Tischen des Eiscafés in der Fußgängerzone blicken hoch, vergessen für einen Moment das Kauen, haltend staunend das Brötchen fest: Sven Heubes und Dagmar Grotendorst fallen in ihrer schwarz-roten Kleidung auf. Lachend gehen sie über das Pflaster, biegen auf den Kirchplatz ab. Die Leute schmunzeln und tuscheln. Der erste Besuch des Neanderländers und der Sonderbotschafterin der Neanderland Biennale in Wülfrath sorgt für Aufsehen.

Gleich drei Veranstaltungen des Festivals, das unter dem Motto „Theatersehnsucht“ steht, finden in Wülfrath statt. Eine Bühne dafür wird auf dem Kirchplatz aufgestellt. „Sensationell“, schwärmt Neanderländer Heubes über das Fachwerk-Idyll. Er bedauere es, dass er aus Termingründen ausgerechnet das Schauspiel am Fuße der Stadtkirche nicht erleben kann. Denn das verspricht tatsächlich Großes.

D’Artagnan, Portos, Athos und Aramis — die Musketiere — werden ihre Degen ziehen. In historischen Kostümen werden die Ränkespiele am französischen Hof am Sonntag, 5. Juni, wieder lebendig.

„Betaal, watt de häs“ — gemäß dieses Grundsatzes wird kein Eintritt erhoben, sondern am Ende der Veranstaltung gibt jeder Besucher das, was er möchte.

Am Donnerstag stellten der Neanderländer, seine Sonderbotschafterin und Meike Utke das Programm der Biennale für Wülfrath vor. Für Utke, die Biennale-Beauftrage des Kreises, ist das eine Rückkehr — war sie doch bis Ende 2009 Kulturamtsleiterin Wülfraths. Und als solche weiß sie um die besondere Atmosphäre des Kirchplatzes. Heubes ließ sich von dieser gleich gefangen nehmen, während Grotendorst gelassener reagierte. „Ich bin Mettmannerin und wohne ja nebenan.“ Daher kenne sie diesen „wirklich sehr schönen“ Ort.

Am Donnerstag war es nicht nur Aufmachung — rote Hose, schwarzer Frack und Zylinder —, die den Neanderländer in den Blickpunkt rückte. In der Medienwelt hatte er schnell die Senioren des Donnerstagsgesprächskreises auf seiner Seite, die er mit seinen magischen Kunstfertigkeiten verzauberte.

Voller Vorfreude auf die Biennale ist Medienwelt-Leiterin Monika Altena. Speziell den 8. Juli hat sie sich rot angestrichen. Dann liest Judith Schalansky aus dem „Atlas der abgelegenen Inseln — Ein Sehnsuchtsabend“ — und das im Zeittunnel. „Eine warme Jacke oder eine Decke sind dann wichtig“, rät Altena. Sie hat Schalansky bereits erlebt. „Beim Zuhören habe ich Fernweh bekommen“, berichtet sie.

Wülfrath macht in der Biennale nicht nur als Spielstätte, sondern auch als Akteur Eindruck: So wirken das Theater Minestrone und die Theater-AG der Parkschule am 22. und 23. Juni an dem Projekt „Große Sehnsucht Nr. 10“ in Hochdahl mit. Außerdem bilden Minestrone-Mitglieder mit dem Amateurtheaterverband NRW das Ensemble des Finales der Biennale am Sonntag, 26. Juni.

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