„Musik gehört einfach zum Leben“

Anette Jensen unterrichtet seit 29 Jahren Musik am Gymnasium Wülfrath und leitet das Schulorchester.

„Musik gehört einfach zum Leben“
Foto: D. Janicki

Frau Jensen, wie gelingt es Ihnen, Kinder für Musik zu interessieren?

Anette Jensen. Ich kenne das Geheimrezept nicht. Bei allem, was ich tue, versuche ich, Kinder stabil fürs Leben zu machen. Dazu gehört, sie ernst zu nehmen. Also dürfen sie im Unterricht Wünsche äußern. Heißbegehrt ist derzeit Filmmusik, die übrigens oft sehr symphonisch ist. Ein Lehrer muss authentisch sein. Ich liebe die Musik. Und das überträgt sich.

Was sind Lieblingsinstrumente, welche erschließen sich auf den zweiten Blick?

Jensen: Das lässt sich nicht generalisieren. Viele haben mit Blockflöte angefangen und sind auf der Suche nach Neuem. Steht Instrumentenkunde auf dem Plan, versuche ich zu ermitteln, welches Instrument individuell passt und es zu empfehlen.

Warum ist die Auseinandersetzung mit Musik wichtig?

Jensen: Historisch gesehen gehört Musik seit der Antike zu den Säulen der Bildung — wie Mathematik. Sie gehört einfach zum Leben dazu. Je intensiver die Auseinandersetzung mit ihr ist, desto mehr erfährt man. Dabei werden Hirnareale genutzt, die sonst unbenutzt bleiben. Neue Synapsen entstehen, die Verbindung beider Hirnhälften ist besser und die kognitiven Fähigkeiten steigen.

Das Gefühl für Rhythmen und Stimmen macht klug?

Jensen: Ja. Und: Musik versteht jeder. Dafür muss man nicht chinesisch oder koreanisch können. Kommunikation ist interkulturell durch Musik möglich. Dazu kommen positive Effekte für die Psyche, die sich bereits bei Kleinkindern zeigen. Sie lassen sich durch Musik beruhigen. Menschen, die Musik machen, ruhen stärker in sich.

Was kommt im Schulunterricht zu kurz?

Jensen: Der reguläre Unterricht reicht nie aus, Schülern den ganz großen Überblick zu vermitteln. Ginge es nach mir, würden alle Bereiche der Musik einbezogen. Also nicht bloß Schubert, sondern auch Jazz, Titel aus Filmen ebenso wie das Volkslied. Das Schwierige ist immer, nicht genügend Zeit zu haben, um sich tiefer einzulassen.

Wie versuchen Sie, jenseits des Unterrichts für Musik zu interessieren?

Jensen: Wenn wir nicht selbst zu Konzerten und Aufführungen fahren können, laden wir Künstler ein. Für die Unterstufenschüler hatten wir einen Komponisten eingeladen, eine Altistin war zu Gast in der Oberstufe.

Wie ist die Verknüpfung zu Musikschulen?

Jensen: Von der Insel Wülfrath, die keine eigene Musikschule hat, fahren die Kinder nach Mettmann, Velbert oder Wuppertal.

Welche Rolle spielt Geld beim Angebot am Gymnasium?

Jensen: Dass es im kommenden Schuljahr eine neue Streichergruppe geben wird, ist auch dem Förderverein zu verdanken. Weil ein Sponsor gefunden wurde, konnten entsprechende Instrumente sowie Notenmaterial angeschafft werden. Damit ist der Grundstock gelegt.

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