Velbert Der Müll bleibt nicht lange liegen

Neviges/Langenberg · Die Technischen Betriebe Velbert legen nach der Flutkatastrophe Sonderschichten am Wochenende ein.

 Die Mitarbeiter der Technischen Betriebe Velbert legen Sonderschichten ein, um, wie hier in Langenberg, den Müll vom Hochwasser zu beseitigen.

Die Mitarbeiter der Technischen Betriebe Velbert legen Sonderschichten ein, um, wie hier in Langenberg, den Müll vom Hochwasser zu beseitigen.

Foto: Ulrich Bangert

. „Wo kann ich helfen und Sachen spenden für Menschen, die hier alles verloren haben?“, fragt Katrin Maier, die Inhaberin einer Boutique in Neviges. Die Hilfsbereitschaft nach dem verheerenden Hochwasser ist groß. Die Stadt Velbert dankt dafür und verweist darauf, dass Sachspenden in Form von Möbeln das Gebrauchtwarenhaus Velbert an der Kaiserstraße 23 entgegennimmt, montags bis freitags von 9.30 bis 17:45 Uhr, samstags von 9.30 bis 15.15 Uhr (Telefon 02051/23 339). Kleiderspenden nimmt das Deutsche Rote Kreuz Velbert an der Nordstraße 26 an (Telefon 02051/55 051), die täglich von Montag bis Freitag in die aufgestellten Container vor der Kleiderkammer eingeworfen werden können.

Viel zu tun haben die Mitarbeiter von Versicherungen. „Wir gehen raus und nehmen die Schäden in Augenschein“, so Andreas Zahrt, der in Neviges die Gothaer vertritt und feststellen muss, dass nicht alle vom Hochwasser Betroffenen eine Elementarversicherung haben. „Dabei muss das Wasser schon von unten kommen, wie durch Rückstau oder aus Gullydeckeln. Wasser von oben durch ein kaputtes Dach zählt nicht dazu, Sturm hatten wir nicht.“ Die Verbraucherzentrale macht darauf aufmerksam, dass Kommunen nicht für Rückstauschäden an privaten Häusern haften. Diese sind auch nicht in der privaten Hausrat- und Wohngebäudeversicherung automatisch mit abgedeckt. „Das Rückstaurisiko muss explizit innerhalb einer Elementarschadenversicherung abgesichert werden. Im Schadensfall können Versicherungen einen Nachweis über die regelmäßige Wartung von Rückstausicherungen verlangen“, so Andreas Adelberger von der Velberter Beratungsstelle der Verbraucherzentrale.

Parkhaus unter dem Frohweinplatz leergepumpt

Gestern gingen in Langenberg die Aufräumarbeiten weiter. Das Technische Hilfswerk Heiligenhaus/Wülfrath pumpte das vollgelaufene Parkhaus unter dem Froweinplatz aus, bis auf ein Mofa befanden sich keine Fahrzeuge darin. Das Parkhaus bleibt vorerst geschlossen, die Verbindung zwischen Kamper Straße und Vogteier Straße wird erst freigegeben, wenn ein Statiker die Schäden begutachtet hat. Die Sparkassenfiliale hat bis auf weiteres ihren Betrieb eingestellt. Die Wassermassen machten vor dem benachbarten Gotteshaus nicht Halt: Der Boden der Kirche Sankt Michael wurde zentimeterhoch bedeckt, das Untergeschoss mit Heizung, Lagerräumen und dem Treffpunkt der Messdiener lief voll. Die Ministranten packten am Freitag bei dem Aufräumarbeiten kräftig mit an.

Schlamm verschmierte Menschen schleppten unermüdlich Habseligkeiten auf die Bürgersteige. Was vor wenigen Tagen noch geschätzte Dinge waren, hatte sich über Nacht in feuchten, unansehnlichen Sperrmüll verwandelt. Die Technischen Betriebe Velbert (TBV) hatten bis Freitagmittag 60 Tonnen davon abgefahren. Vorstand Sven Lindemann setzt in der Katastrophe auf eine pragmatische Lösung: „Einfach die Nummer 02051/26 26 26 anrufen und die Adresse sagen – wir holen es ab. Das gilt natürlich nur für Betroffene. Wir haben die Servicezeiten ausgeweitet, wir sind auch am Samstag und Sonntag von 7 bis 18 Uhr erreichbar. Mal schauen, wie weit wir am Samstag kommen, eventuell werden wir auch am Sonntag tätig. Neben den Müllwagen sind die Kehrmaschinen unterwegs, um den Schlamm auf den Straßen zu entfernen. Dazu werden die Löcher in den Gehwegen ausgebessert.“ Neben den Straßen und Wegen haben die TBV zahlreiche Brücken begutachtet. Die bisherigen Untersuchungen ergaben, dass die Brücke über den Deilbach am Schmalen nicht mehr befahrbar ist. Außerdem werden nach der Flut die Kanäle inspiziert.

Sven Lindemann ist von der Hilfsbereitschaft beeindruckt: „Davor ziehe ich meinen Hut. Bei allem persönlichen Leid ist es schön zu sehen, wie die Menschen zusammenstehen.“

Die Flut war ein Rekordhochwasser, das bestätigt der Bergisch-Rheinische Wasserverband (BRW): „Ein solches Starkregenereignis hat es seit Beginn der Aufzeichnungen im Verbandsgebiet vor 70 Jahren noch nie gegeben. Dies bezieht sich auf die Regenmenge, die erheblich über den bisherigen Spitzenwerten liegt, als auch auf die betroffene Fläche“, stellt Engin Alparslan, BRW-Geschäftsführer, fest. „Mit absolut außergewöhnlichen flächendeckenden Niederschlägen von mehr als 200 Millimetern pro Quadratmeter in 24 Stunden sind unsere Bäche und alle Entlastunganlagen an ihre Grenzen gekommen.“

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