Mit 80 noch Deutsch gelernt

Die Caritas führte jetzt erfolgreich einen Sprachkurs speziell für ältere Zuwanderer durch.

Ratingen. "Mir fiel es immer schwer, Deutsch zu sprechen", sagt Nadiya Gomanyk. "Ich habe Angst gehabt, Fehler zu machen." Das sei jetzt nicht mehr so schlimm. Nadiya Gomanyk ist allerdings kein Kind, das da erfolgreich die Schulbank gedrückt hat. Gomanyk ist schon im fortgeschrittenen Alter. Sie hat aber in West zwei Jahre lang zusammen mit zwölf anderen Zuwanderern aus Osteuropa im Alter zwischen 50 und 80 Jahren Deutsch gelernt.

"Die Zuwanderer wollten einen Kurs speziell für Ältere, weil vielen das Tempo der bisherigen Sprachkursangebote zu schnell war", sagt Sigrid Ritzmann-Striss vom Fachdienst Integration und Migration des Caritasverbandes. Sie und ihre Kollegen hätten dann mit Bildungsträgern in Ratingen Kontakt aufgenommen. Das katholische Familienbildungswerk habe sich dann bereit erklärt, ein solches Angebot im Jahr 2005 einzurichten, was es so bis dato im Kreis Mettmann noch nie gegeben habe.

"Das war für uns natürlich was ganz besonderes", sagt Heinz Weinert, Geschäftsstellenleiter des Katholischen Bildungswerkes. Einen Lehrer für den Kurs habe sich schnell gefunden: Harry Schick übernahm die Leitung des Unterrichts, paukte mit den älteren Teilnehmer dreimal pro Woche für drei Stunden Vokabeln und Grammatik in den Räumen der katholischen Gemeinde Heilig Geist. "Hausaufgaben, wie beispielsweise kleine Aufsätze, gab es auch für die Schüler", sagt er. Die sind froh, dass sie sich die Mühe gemacht haben, den Kurs zu besuchen. Wie Nadiya Gromanyk erging es Olga Roytenberg, die vor sieben Jahren aus der Ukraine nach Deutschland gekommen ist: "Man traut sich nicht richtig zu sprechen, aber wir müssen doch mit den Leuten hier umgehen und mit ihren reden können", erklärt sie ihre Motivation an dem Kurs teilgenommen zu haben.

Ihr Lehrer Schick erklärt, dass die Angst eines der Hauptprobleme ist, warum Zuwanderer kaum Deutsch sprechen und die Sprache richtig lernen: "Im Laufe der Zeit werden Hemmungen aber abgebaut und die Teilnehmer werden immer sicherer. So sicher, dass sie sogar ein Lied auf Deutsch anstimmen. Eduard Kustowsky, 60 Jahre alt, holt eine Gitarre und fängt an zu spielen. "Ein Lied auf Deutsch zu singen, war für mich als Musiker immer ein Traum. Der ist jetzt in Erfüllung gegangen", sagt er nach seiner Darbietung.

Der Deutsch-Kurs für Ältere ist bald zu Ende. Zurzeit absolvieren die Teilnehmer noch die letzten 30 Stunden Orientierungskurs, die nach dem neuen Zuwanderungsgesetz nach dem Sprachkurs verpflichtend sind. Hier lernen sie unter anderem etwas über die Geschichte und das Rechtssystem Deutschlands. Doch das reicht den Teilnehmern nicht. Sie wollen nach Aussage von Ritzmann-Striss noch weitere Deutsch-Stunden. Deshalb ist geplant, ein Sprachcafé einzurichten - ein Treffpunkt, damit die Teilnehmer weiterhin miteinander Deutsch sprechen und perfektionieren können.

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