„Miss Turkuaz Germany“: So schön ist Integration

Die 21-jährige Deutsch-Türkin Deniz Topal steht im Finale des Wettbewerbs „Miss Turkuaz Germany“. Bei einem Sieg nimmt sie an der „Miss Germany“-Wahl teil.

Wülfrath. Deniz Topal knetet etwas verlegen ihre Hände. Sie lächelt und wiegt den Kopf von links nach rechts. Die Frage, auf welchen Platz sie bei dem Beauty-Contest hofft, beantwortet sie zögernd — und ehrlich: „Ich möchte mir nicht zu große Hoffnungen machen. Aber ich lasse mir Raum zum Träumen“, sagt die 21-Jährige.

Am Wochenende nimmt sie am Finale des Wettbewerb „Miss Turkuaz Germany 2011“ teil. Der Siegerin winkt die Teilnahme an der Wahl zur „Miss Deutschland 2011“. Das „schöne Gesicht gelungener Integration“ — das will der Wettbewerb zeigen, an dem sich nur türkischstämmige Deutsche beteiligen dürfen. Fast 300 haben sich in diesem Jahr daran beteiligt. Deniz Topal ist zum ersten Mal dabei.

„Meine Mutter har mit den Tipp gegeben“, sagt sie im Gespräch mit der WZ. Sie habe eine Werbung für den Wettbewerb zwischen einer der vielen türkischen Daily Soaps gesehen. „Ich habe erst abgewunken, dann aber doch darüber nachgedacht“, sagt Deniz. Sie habe dann ein wenig nachgelesen, „und ich fand die Idee mit der Integration ganz gut. Da habe ich mich beworben“. Damit gerechnet, zu einem Casting eingeladen zu werden, habe sie nicht.

Umso überraschter sei sie gewesen, als die Einladung auf den Tisch flatterte. Im Gelsenkirchener Wissenschaftspark trafen sich 55 Deutsch-Türkinnen. „Da waren schon viele schöne Mädchen dabei“, sagt sie. Am Ende des Tages stand sie unter den 22 Teilnehmerinnen, die die Jury für das Finale ausgewählt hat. Es findet am Samstag im Kölner Tanzbrunnen direkt am Rheinufer statt.

Modeln im Abendkleid, Bikini-Fotos, sich in Pose werfen: „Viele haben immer noch ein Bild im Kopf, dass so etwas zu türkischen Frauen nicht passt. Das ist aber nicht so“, sagt sie. Und so sei dieser Wettbewerb vor allem „ein Signal gegen Vorurteile“.

„Es gehört Mut dazu und natürlich viel Selbstbewusstsein, sich zu präsentieren“, fügt Deniz hinzu. Das sei auch für sie eine Herausforderung. „Für mich war aber im Vorfeld auch wichtig, dass es zwar um Schönheit geht, aber nicht alle Schönheitsideale erfüllt werden müssen. Hier sind Teilnehmer dabei, die sind kleiner als 1,70 Meter.“

An Selbstbewusstsein hat es Deniz Topal nicht gefehlt. Sie sieht sich selbst als ein Beispiel für funktionierende Integration. „Die Sprache ist da ganz wichtig“, weiß sie. Sie könne nicht verstehen, wenn ausländische Mitbürger nur in ihrer Heimatsprache reden. „In Deutschland musst du doch Deutsch können.“ Integration bedeute auch, sich den Gegebenheiten anzupassen. Topal: „Das heißt ja nicht, dass man seine kulturelle Herkunft verleugnen soll.“

An der Theodor-Heuss-Realschule war Deniz Topal Schülersprecherin. Nach der Mittleren Reife hat sie das Fachabitur „gebaut“. Bei Möbel Rehman in Velbert absolviert sie zurzeit eine Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel. „Mal sehen, vielleicht studiere ich noch. Auf Lehramt. Das wäre was“, sagt sie. Dann strahlt sie und fährt mit der rechten Hand durch die langen, lockigen Haare. Doch jetzt geht es erst einmal zum „Miss Turkuaz“-Wettbewerb.

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