Wülfrath Mercy meistert seine Prüfung

Wülfrath. · Desiree Scheibelhut ist angespannt. Ihr Hund Mercy wird die Prüfung zum Begleithund absolvieren. Kein leichtes Unterfangen.

 Desire Scheibelhut zusammen mit ihrem Mischlingshund Mercy auf dem Übungsplatz in Wülfrath.

Desire Scheibelhut zusammen mit ihrem Mischlingshund Mercy auf dem Übungsplatz in Wülfrath.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Mercy ist ein lustiger Mischlingshund. Mittelgroß, mit kurzem, goldbraunem Fell und einer kecken Nase. Aber jetzt ist nicht die Zeit, fröhlich herumzutoben. Auf der Platzanlage der Ortsgruppe Wülfrath im Verein für Deutsche Schäferhunde sitzt er ganz still links neben Desiree Scheibelhut und guckt gespannt zu ihr hoch. Die guckt zum Leistungsrichter Andreas Sobczyk hinüber. Der hat es übernommen, sieben Mensch-Hund-Teams zu beurteilen, die sich zur Begleithundeprüfung angemeldet haben. „Gerade erst ist er aus den USA zurück, da hat er gerichtet“, flüstert Rolf Daus, der erste Vorsitzende der Ortsgruppe. Auch die Zuschauer am Zaun sind leise, bewegen sich nur vorsichtig. Mercy soll durch nichts abgelenkt werden. Sobczyk nickt, Scheibelhut sagt „Fuß!“ Für Mercy hat der Platzteil der Prüfung begonnen.

Während der Mischlingshund Murphy am anderen Ende des Platzes abliegt, bis seine Hundeführerin Claudia Wahl wiederkommt, muss Mercy ein festgelegtes Prüfungsschema abarbeiten. Zum Beispiel an locker durchhängender Leine immer schön an Scheibelhuts Seite bleiben. Egal ob sie Winkel geht oder das Tempo ändert. Sich setzen, wenn sie stehen bleibt. Für jede Abweichung vom Ideal, für jede noch so kleine zusätzliche Hilfe zieht der Richter Punkte ab. Mercy und Scheibelhut schlagen sich gut. Auf einmal macht Mercy einen langen Hals: Da stehen plötzlich Leute auf dem Platz! Er schaut auf Scheibelhut. Die geht unbeirrt weiter. Scheint also alles in Ordnung zu sein, findet Mercy und konzentriert sich wieder auf sie.

Die vier dort sind die sogenannte Gruppe. Auf ein Zeichen von Sobcyk hin sollen Mercy und Scheibelhut mehrfach durchgehen und Achten um die Menschen laufen. Mercy soll sich dabei weder ängstlich noch aggressiv zeigen. Und auch nicht anhalten und freundlich fragen, ob vielleicht jemand einen Keks dabei hat? Auch das machen die beiden ordentlich. Die Gruppe kann gehen. Scheibelhut nimmt Mercy die Leine ab. Jetzt kommt die Freifolge.

Das sollte im Grunde genauso aussehen, als sei die Leine noch dran. Soweit der Plan. Aber jetzt nimmt Mercy schon mal die Nase runter und schnüffelt am Boden. Hängt manchmal etwas zurück. Scheibelhut gibt zusätzliche Hilfen. Das kostet zwar Punkte, aber Mercy bleibt bei ihr. Dann der erste dicke Schnitzer: Beim Hereinrufen sollte Mercy, bei Scheibelhut angekommen, vorsitzen. Tut Mercy aber nicht, sondern setzt sich gleich an ihre linke Seite. Guckt hoch und strahlt. So geht das doch schneller, scheint der Hund zu sagen. Gut, nicht? Sobcyk sieht das anders und notiert den Ausfall dieses Prüfungsteils. Jetzt darf nicht mehr viel schiefgehen, sonst wird es eng. Und dann wechselt Mercy auf der letzten Geraden auf einmal von der linken auf die rechte Seite. „Das war’s“, habe sie gedacht, erzählt Scheibelhut später, „durchgefallen, jetzt kannst du entspannen.“ Aber erst müssen Mercy und Murphie die Rollen tauschen. Mercy liegt ab, Murphy läuft. Danach bittet Sobcyk die beiden Teams zu sich und bewertet die Prüfungsteile. Die Zuschauer beugen sich über den Zaun, um alles mitzuhören. Und dann sagt Sobcyk: „Sie haben beide den Platzteil bestanden. Wir sehen uns im Straßenteil.“

Applaus. Irgendwie ist Scheibelhut vom Platz gekommen. Sie kniet sich hin und knuddelt Mercy. Der Hund weiß sich vor Freude kaum zu lassen. Ihre beiden kleinen Kinder kommen gerannt und knuddeln mit. Ihr Mann gratuliert, dann die Vereinskollegen. Später stoßen Scheibelhut und Wahl mit etwas Blauem, würzig Riechendem an: „Das haben wir uns verdient!“ Auch den Straßenteil werden sie noch bestehen. So wie alle Teams an diesem Tag. Und Mercy hat es Schwarz auf Weiß: geprüfter Begleithund.

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