Velbert Mehr Toleranz gegenüber Demenz

Velbert. · Experten informierten beim Velberter Demenztag über die altersbedingte Krankheit und den Umgang damit.

 Demenziell erkrankte Menschen bedürfen einer besonders intensiven Pflege.

Demenziell erkrankte Menschen bedürfen einer besonders intensiven Pflege.

Foto: David Hecker/dpa/David Hecker

„Demenz kann jeden treffen“, sagt Sozialdezernent Gerno Böll, als er in der Villa B. den Velberter Demenztag eröffnete. „Derzeit leben 1,7 Millionen Menschen in Deutschland mit dieser Krankheit. Sollte es keinen medizinischen Durchbruch geben, werden es bis zum Jahr 2050 drei Millionen sein. Unsere Aufgabe ist es, die Lebensqualität der Betroffenen und deren Angehörigen zu verbessern. Die Mitbürger sollen sich nicht abwenden, sondern tolerant und offen damit umgehen. Dazu braucht es mehr Wissen und Verständnis in der Gesellschaft.

Beides vermittelten Experten, darunter Sylvia Wiegand. Die Leitende Oberärztin für Akutgeriatrie und Frührehabilitation am Helios Klinikum Niederberg teilte mit, dass die Krankheit nicht heilbar ist, allerdings lässt sich bei leichter und mittlerer Erkrankung das Fortschreiten verlangsamen. Das Wohlbefinden dementer Menschen, die häufig unter Depressionen leiden, kann medikamentös verbessert werden. „Bewegung ist ganz, ganz wichtig, weil dadurch die Gehirnaktivität angeregt wird“, betonte Karoline von Blumenthal. Die Leiterin des Therapiezentrums am Helios Klinikum empfahl ihren Zuhören vernünftige Ernährung und Bewegung.

Pflegende Angehörige sollten sich um Unterstützung bemühen

Wichtig sei außerdem, dass demente Menschen möglichst viel kommunizieren und am sozialen Leben teilnehmen. Ebenso bedeutsam ist es, dass pflegende Angehörige sich Unterstützung holen: „Dafür ist das Demenznetzwerk Velbert eine gute Anlaufstelle. Die wissen, an wen man sich wenden kann.“

Ulrich Macher von der städtischen Betreuungsstelle riet dazu, rechtzeitig eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht zu verfassen. „Ehepartner treten nicht automatisch an die Stelle, wenn jemand durch Krankheit oder Unfall seine Dinge regeln nicht kann“, räumte Macher mit einer weit verbreiteten Falschinformation auf.

Sinnvoll: Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht kombinieren

Liegt keine Vorsorgevollmacht vor und es besteht Handlungsbedarf, wird ein gerichtliches Betreuungsverfahren eingeleitet, mit dem der Betreuer in der Lage ist, wirksam in Sinne des Betreuten Geschäfte abzuschließen. „Die Angst, da verfügt jemand Fremdes über meinen Kopf hinweg, ist nicht der Fall“, beruhigte Macher und verwies darauf, dass 75 Prozent aller ehrenamtlichen Betreuungen durch Angehörige durchgeführt werden. Es empfiehlt sich, Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht miteinander zu kombinieren. Formvorschriften gibt es nicht, ratsam ist die Schriftform, es können Formulare benutzt werden, wie sie auf der Internetseite des Bundesjustizministeriums bestellt oder herunter geladen werden können. „Die höchste Rechtssicherheit bietet natürlich eine beim Notar abgeschlossene Vollmacht, die in manchen Fällen, wie bei Verbraucherdarlehen, Handelsgewerbe und anderen Fällen vorgeschrieben ist. Liegt das Vermögen unter 25 000 Euro, fallen Kosten von etwa 100 Euro an, darüber so um die 500 Euro.

Zahlen und Geld standen im Mittelpunkt des Vortrags von Daniel Schmidt vom Kreissozialamt Mettmann. Er informierte über finanzielle Hilfe für Menschen, in Pflegeheime einziehen. Die Beiträge teilen sich auf in Pflegekosten, den „Hotelkosten“ für Unterkunft und Verpflegung sowie den Investitionskosten zur Unterhaltung der Häuser. Die Heimkosten variieren je Pflegestufe in Velbert durchschnittlich zwischen 1572 und 2807 Euro. Dazu kommen die Hotelkosten von rund 988 Euro und den Investitionskosten von 622 Euro. Schmidt sprach über Pflegewohngeld, Sozialhilfe und den Grundsatz, das gesamte verwertbare Vermögen einzusetzen, wenn das Einkommen aus der Rente nicht reicht. „Man kann aber nicht pauschal sagen, dass da gleich Omas Häuschen weg ist.“

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