Lindenschüler wirbeln gekonnt unter dem Zirkuszelt

250 Jungen und Mädchen arbeiten mit Künstlern des Circus Casselly zusammen. Heute zeigen die Kleinen ihr Können in einer Vorstellung.

Wülfrath. In den Applaus mischen sich Jubelschreie und Ausrufe des Erstaunens. „Das ist ein echter Gänsehautmoment“, beschreibt Anke Schaefer den Augenblick, in dem ihre Schüler in luftiger Höhe gekonnt in den Seilen hängen. Normalerweise ist sie an der Lindenschule Klassenlehrerin der 3b. Aber für eine Woche haben sämtliche Kollegen mit allen Schülern ihre Klassenzimmer verlassen und arbeiten am Zirkusprojekt. Bereits die Proben wurden mit Spannung beobachtet.

„Bereits zum dritten Mal“ realisiert die Lindenschule das Zirkusprojekt in Kooperation mit Circus Jonny Casselly. „Der Spaßfaktor steht im Vordergrund“, erklärt Trainerin Karola. „Und der Zusammenhalt in der Gruppe“, denn nicht klassenweise, sondern altersübergreifend haben sich die Kleinen in neuen Workshops gefunden. Anstelle von Mathe, Deutsch und Sachkunde standen Jonglage, Bodenakrobatik, Ulkereien als Clowns, Seiltanz, Tierdressur und Trampolinnummern auf dem Programm. „Es ist ganz toll“, lautet das Urteil aller Beteiligten. Zu den Galaaufführungen (Infobox) werden die Seiltänzerinnen, eine zufällig rein weibliche Truppe, sich in zwei Showelementen wahlweise in feurige Spanierinnen und später „kleine, wilde Raubtiere“ verwandeln, wie Karola verrät. Letztlich, erzählt sie, geht es nicht bloß darum, rhythmisch die Choreographie zu absolvieren. „Es ist ein Rundumerlebnis, bei dem vor allem das Selbstbewusstsein gestärkt wird.“ Die Eltern erleben ihren Nachwuchs in unbekannten Rollen und dürfen ihn bewundern. „Und Schule findet nicht bloß im Klassenzimmer, sondern auch an anderen Orten statt“, wie Anke Schaefer ergänzt.

„Das wird prima“, freut sich Joy auf die Aufführungen. Die Sechsjährige ist die Jüngste in der Trapezgruppe, „ich gebe die Fledermaus“, erklärt sie. Körperspannung und straffe Haltung bringt die Erstklässlerin als beste Voraussetzungen mit, „früher bin ich auch geritten, jetzt mache ich nur noch Geräteturnen“. Mühelos wickelt sie sich ums Trapez oder lässt sich von Trainer Alfons in die Höhe stemmen. Auch Lennert (8) findet die artistischen Aufgaben „gut. Das Üben ist schön“, sonst spielt er Handball, jetzt „mal eben“ durch die Luft zu wirbeln ist ein „interessanter Ausgleich“. „Man merkt gar nicht, wie schnell man eigentlich rumwirbelt“, sagt Celine aus er 4a zum „coolen Gefühl“. „Wir gucken ja immer dem Trainier ins Gesicht“ - und dessen ruhiger Ausdruck scheint auf die Jung-Akrobaten abzufärben. Und während Elena (8) „anfangs noch doll Angst hatte, aber das ist jetzt vorbei“ nun die perfekte Verbeugung übt, nehmen andere ihre Rollen als „mutige Fakire und hübsche Bautänzerinnen“ ein, wie die nächste Anmoderation lautet.

„Viele Kinder wachsen über sich hinaus“, weiß Anke Schaefer. Und wenn der Applaus verklungen ist, bleibt zur Stützung des Selbstbewusstseins „die positive Erinnerung an diese tolle Leistung“.

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