Wülfrath Lesepatin hat Herz für die Kleinsten

Wülfrath. · Dagmar Bittner engagiert sich seit drei Jahren als Lesepatin. Sie liest besonders gern den Drei- und Vierjährigen vor.

 Die Wülfrather Vorlesepatin Dagmar Bittner empfindet neuere Geschichten oft als zu kitschig.

Die Wülfrather Vorlesepatin Dagmar Bittner empfindet neuere Geschichten oft als zu kitschig.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Als Dagmar Françoise Bittner selbst Kind war, musste sie auf den Luxus von Kinderbüchern verzichten. „Ich bin Jahrgang 1946 und nach dem Krieg gab es das Vorlesen gar nicht“, erzählt sie. Inzwischen ist sie Rentnerin. „Ich habe noch keine Enkelkinder“, sagt sie, „und deshalb wollte ich etwas mit Kindern machen.“ Zunächst erkundigte sie sich bei den Kitas, ob sie dort vorlesen könne, aber die waren schon mit vorlesenden Großeltern versorgt.

Doch dann fand Dagmar Bittner genau das richtige Ehrenamt – sie wurde Vorlesepatin. „Das mache ich jetzt seit drei Jahren ungefähr.“ Damals wurden für die Kleinsten, die Drei- und Vierjährigen, noch Vorlesepaten gesucht und so teilte sich Dagmar Françoise Bittner diese Aufgabe mit Brigitte Weckelmann. „Wir wechseln uns immer ab“, erzählt sie. Das Vorlesen macht ihr viel Freude, auch wenn es nicht so einfach ist, die Kleinsten in den Bann zu ziehen. „Ich stehe dann zwischendurch immer wieder mit den Kindern auf, und dann hüpfen und tanzen wir“, verrät sie, „die Kleinen brauchen noch viel mehr Bewegung.“ Außerdem merke man, dass vielen Kindern gar nicht mehr zuhause vorgelesen werden würde. „Sie können sich nicht konzentrieren.“

Die Geschichten, die Dagmar Bittner vorliest, sind deshalb auch meist nicht sehr lang. Und danach wird noch gebastelt, wie Bibliotheksleiterin Yvonne Jacobs erzählt: „Dagmar Bittner ist sehr kreativ und bastelt nach dem Vorlesen mit den Kindern ein Thema oder eine Figur aus der Geschichte.“ Um sich über geeignete Kinderbücher zu informieren, hat Dagmar Bittner gemeinsam mit Heiko Beneke und Brigitte Weckelmann die Frankfurter Buchmesse besucht. „Es gibt so viele Menschen, die Bücher für die Kleinen schreiben“, erzählt sie. Meist findet sie die neuen Geschichten zu kitschig. „Ich lese lieber etwas Realeres“, verrät sie, „ich mag diese Fantasy-Figuren nicht so, ich lese lieber eine Geschichte mit einer alten Großmutter.“

Natürlich müssen die Geschichten für Jungs und Mädchen gleichermaßen spannend und interessant sein. Gerne orientiert sich Dagmar Bittner bei der Auswahl des Lesestoffs auch an den Empfehlungen der Stiftung Lesen.

Zum ersten Vorlesen brachte sie das Lieblingsbuch der Tochter mit

An ihr erstes Vorlesen erinnert sie sich noch gut. Sie hatte das Lieblingsbuch ihrer Tochter mitgebracht. „Sie wird dieses Jahr 40 Jahre alt“, so Bittner, „es war also ein Klassiker.“ Als sie dieses Buch dann ausgepackt hat – es war „Die kleine Raupe Nimmersatt“ – riefen alle Kinder: „Das kenne ich schon!“ Natürlich ist Dagmar Bittner selbst auch begeisterte Leserin. Aber ehrenamtliche Arbeit ist ein wichtiger Teil ihres Lebens. „Ich mache einmal in der Woche Hausaufgabenbetreuung in einer Schule“, erzählt sie, „und bin im Heimatmuseum als Aufsicht tätig.“ Außerdem besucht sie regelmäßig die 93-jährige Freundin ihrer Mutter, um die sie sich kümmert. „Ich bin Rentnerin und habe Zeit“, sagt Bittner, „und ich möchte von der Zeit etwas zurückgeben.“ Dafür sei das Ehrenamt genau richtig und auch wichtig, wie sie sagt: „Ohne Ehrenamt würde so manches zusammenbrechen.“

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