Lernen zwischen Tees und Bohnen

„Mrs. Bondsfield“ bringt Schulkindern ebenso wie Geschäftsleuten die Feinheiten der englischen Sprache bei und zieht Besucher in ihrem Lädchen an der Wilhelmstraße in den Bann von Great Britain.

Lernen zwischen Tees und Bohnen
Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. Wer den Laden von Rita Bondsfield-Atteln betritt, steht vor der Wahl: Soll das alte Schulenglisch aufpoliert werden oder darf es doch nur eine Portion englischer Steak-& -Nieren-Kuchen sein? Oder fällt der Blick gar auf die skurrilen Plateau-Schule im „Brit-Look“? Der Lernladen von Mrs. Bondsfield an der Wilhelmstraße 183 bietet da die unterschiedlichsten Möglichkeiten.

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Die Optik mit Toilettenschildern, Tees und englischen Zeitungen ist kein Zufall — sie macht Mrs Bondsfield kleines Reich einzigartig. Die Wülfratherin sagt: „Ich wollte keine kühle Schulraumatmosphäre.“ Stattdessen transportiert sie seit der Eröffnung im Oktober 2006 eine Prise britische Versponnenheit nach Wülfrath.

Den Kunden gefiel’s von Anfang an. Bondsfield-Atteln, die den ersten Teil ihres Namens von ihrem englischen Mann hat, erinnert sich an den Start: „Das ging direkt ab wie eine Rakete.“ Noch heute habe sie im Nachmittagsunterricht einen Terminvorlauf von einem halben Jahr. Englisch lernen bei ihr Schüler ebenso wie Business-Kunden von Unternehmen wie Tedrive, Georg Fischer oder ADP.

Geplant war das alles nie. Die 60-Jährige entdeckte schon zu Schulzeiten ihre Liebe für die englische Sprache und ging in den 70er Jahren für drei Jahre im Rahmen eines Studieren- und Arbeiten-Programms der Universität Cambridge nach England. Es folgten eine Fortbildung zur Sprachenlehrerin und ein Fernstudium der englischen und amerikanischen Betriebswirtschafts- und Handelslehre. „Ich habe das ursprünglich eigentlich ganz unambitioniert gemacht“, berichtet sie. Zeitweise war das Sprachenlehren nur Nebenberuf. Das änderte sich, als 2003 die Düsseldorfer Investmentfirma, in der sie arbeitete, geschlossen wurde. Als sie merkte, wie schwierig es ist, mit 48 noch einmal irgendwo neu Fuß zu fassen, beschloss sie: „Dann mache ich mich halt selbstständig.“

Das Ladenlokal an der Wilhelmstraße war dafür prädestiniert. „Das ist mein Elternhaus“, berichtet sie. Bis 1958 führte ihre Mutter hier ein Schreibwarengeschäft mit Annahme für die Druckerei Atteln, die von drei Generationen der Familie betrieben wurde. Mit dem Standort war sie jahrelang sehr zufrieden, doch sie stellt seit einiger Zeit fest, dass die Laufkundschaft am unteren Ende der Wilhelmstraße immer weniger wird. Sie sagt: „Der Anger-Markt hat uns den Rest gegeben.“ Es fehle einfach ein weiterer Anziehungspunkt.

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